Nichts hält ewig. Bei etlichen meiner über 30 Jahre alten "Micromounts", die seit Ewigkeiten unbeachtet im Schuppen schmorten und in Vergessenheit gerieten, lösen sich die Etiketten ab.
Ich versuche zu retten, was zu retten ist - Nein, besser: ich versuche zu retten, was es auch wert ist, gerettet zu werden. Gelegenheit, auch meine ersten Versuche in Sachen "Micromounting" generell auf den Prüfstand zu stellen und kritisch zu hinterfragen.
Im Laufe der Sammler-Zeit haben sich die Ansprüche an die Qualität der Mineralproben stark erhöht. Das sollte normal sein und zu einem Reifeprozess dazugehören. Man erschrickt heute förmlich vor dem, was man vor Jahrzehnten als "sammelwürdig" eingestuft hatte. Viele Stufen werden jetzt als "Wegwerfite" eingestuft, einige Stufen überleben und kommen in den Pool mit dem Tauschmaterial (auch wenn es manchmal schmerzt, sind es doch die Anfänge einer Leidenschaft). Dieser Auswahlprozess sollte eigentlich in kurzen, festen Zeitabständen erfolgen.
Genauso erschrecke ich heute beim Anblick einiger meiner "Konstruktionen" in Nachahmung bzw. Anlehnung an das damalige Werk "Ein neues Hobby: Kleinmineralien" von A. Kipfer (siehe auch hier). Der Mangel an Geld und heutzutage selbstverständlichen Materialien (z.B. Schnellkleber) ließen merkwürdigste Stilblüten entstehen. Einige Beispiele möchte ich hier zur allgemeinen Belustigung zeigen:
Hohe Kunst der Montage: 6 Quarz-Kristalle (z.T. Schwimmer) mit eher seltenen Flächen-Kombinationen auf am heimischen Gasherd zu dünnen Kapillaren gezogenen Glasröhrchen montiert, mangels Klebetechnik in Mikromount-Kitt gesteckt. Die Grundidee – Montage auf Glaskapillaren – finde ich heute noch reizvoll, die damalige Umsetzung allerdings nicht. Detail |
Wo einer reinpasst, schaffen es auch zwei: Zigarettenfilter als Sockel. Diesmal musste das gute alte Pattex® herhalten. Ein Tiefpunkt ästhetischer Darstellung und Montagetechnik. |
Hier erkennt man den (ehemaligen) studentischen Raucher. Kreativ und billig. Kein Wunder, das mancher "Kopf rot anschwillt", wenn man ihm eine unpassende "Krone" aufzwängt … |
Warum habe ich damals keine Sockel verwendet? Die Betrachtung ist sehr eingeschränkt. |
Viele Stufen werde ich nun neu montieren und natürlich etikettieren. Einige sind mit braunem Pattex® geklebt worden und wahrscheinlich kaum noch zu retten. Bei manchen macht mir das nichts aus, weil sie jetzt ohnehin als "Wegwerfite" eingestuft werden. Aber es sind auch etliche Micromounts dabei, die - obwohl lohnenswert - nicht mehr zu retten sind. Ärgerlich.
Trotzdem: Ich wundere mich über meine damalige Phantasie bei der Montage der kleinen Schätze – und muss lachen. Für einen Platz in der "Micromounters Hall of Fame" reichte es nicht - eher für die "Micromounters Hall of Shame". Schreck laß nach ....
Seien Sie als Mikromineralsammler bzw. Micromounter jederzeit – also auch von Anfang an - anspruchsvoll an Ihre Sammlungsstücke und besonders deren Präsentation (hier: Montage in der Plastikdose). Sie ersparen sich in etlichen Jahrzehnten viel Arbeit und den Anblick milde lächelnder Zeitgenossen. Allerdings: Es entgeht Ihnen (und anderen) so eine Menge Spaß beim Betrachten IHRER Jugendsünden.
Haben Sie welche in Ihrer Sammlung? Schicken Sie mir Ihre Fotos, die ich gerne auch anonym hier veröffentliche: micromounter@public-files.de.
Happy Micromounting!
Alle Funde erfolgten 1980 auf der Halde der Grube Johannes der Täufer bei Köstenschmölz im oberfänkischen Frankenwald (Bayern).