Samstag, 6. August 2011

Micromount-Sockel (1)


Oft werde ich gefragt: "Wozu brauchen meine Stufen einen Sockel? Ein Stückchen Kitt zur Befestigung, und fertig ist die Laube … ".

Sicherlich, die Notwendigkeit eines Sockels (Podestes), auf dem die Mineralproben montiert werden, ergibt sich nicht jedesmal. Betrachten wir hierzu die "klassische europäische" Micromount-Dose, die ich im Februar 2011 an dieser Stelle als "Variante 1" skizzierte: Das Bodenteil weist einen umlaufenden Rand von 10 mm  Höhe auf, als Gesamthöhe stehen uns 20 mm zur Verfügung. Das dargestellte Mineral bzw. der montierte Kristall sollte idealerweise aus möglichst allen verfügbaren Richtungen uneingeschränkt zu betrachten sein. Das ist nur zu realisieren, wenn die unterste Begrenzung des Objekts (z.B. der Bereich, in dem ein Kristall auf der Matrix "fußt") wenigstens über den Bodenteilrand hinausragt. Mit abnehmendem Abstand zum Dosenboden wird der Betrachtungswinkel eingeschränkt. Im Extremfall – wenn ein kleiner Einzelkristall am Boden "klebt" – bleibt uns nur die Betrachtung von oben. Durch diese ungünstige Montagehöhe können viele wichtige Informationen verloren gehen, weil sie sich uns nicht erschließen.

Die obligatorische Verwendung von Sockeln als Basis von Micromounts hat zunächst historische Gründe. Besonders in Nordamerika war und ist es bis heute üblich, die Mineralprobe im hohen Teil der Dose zu montieren. Erst ein Sockel ermöglicht die ausreichende Betrachtung der Kristalle, die sonst im dunklen Dosengrund verschwinden würden. Zur Vereinfachung wird sogar darauf geachtet, dass alle Micromounts die gleiche Betrachtungshöhe unter dem Binokular haben; die Summe der Höhen von Sockel und Stufe sollte gleich bleiben.
Diesen Aufwand treiben wir nicht. Die Befestigung der Stufe im flachen Dosenteil ("Deckel") ist der erste Schritt zur Vereinfachung der Montage und setzt sich so langsam auch im Mutterland des "Micromounting", den U.S.A., durch, auch wenn manche Micromounter dieses fast als Verrat an der Micromount-Kultur und Missachtung der eingeführten "Grundregeln" erachten So ist es meist auch kein Wunder, dass ein guter "Micromounter der alten Schule" mit der "alten" Methode (1. Formatierung der Probe auf ein Minimum mit max. Reduzierung der Matrix; 2. Aufkleben des Minerals auf einen angespitzten und schwarz lackierten Sockel aus Kork, 3. Einkleben des Ensembles auf den Boden des hohen Dosenteils, der wiederum nachträglich schwarz lackiert wird, da sogar fertig eingefärbte Dosen einen zu hohen Glanz aufweisen) im Jahr nur ca. 30-50 "Mounts" herstellen kann! So mancher Tausch mit Partnern aus Übersee kann sich "schwierig" gestalten.

Abb. 1: USA-Micromount "D. Babulski-Style"
In Mitteleuropa wird dagegen der Matrix eine große Aufmerksamkeit geschenkt. Gut, vielleicht ist das auch nur ein vorgeschobener Grund für unsere Faulheit zur exzessiven Formatierung der Mikromineralproben.  Unsere Formatierungsbemühen enden meist, wenn die Stufe unbeschadet irgendwie in eine Micromountdose passt und das Mineral gut sichtbar ist. Wenn aber die Stufe sehr klein ist oder nur ein Einzelkristall vorliegt, dann muss auch der mitteleuropäische Mikromineralsammler für eine ausreichende Betrachtungsmöglichkeit sorgen. Das geht nur mit Sockeln, die das Objekt über Dosenrandniveau - also die o.g. 10 mm - hebt oder durch die Verwendung einer Dose ohne hohen Rand (z.B. der "Variante 3").
Leider sieht man sehr häufig, dass dieses nicht erfolgt. Schade um die Funde, die sehr unvorteilhaft präsentiert werden.

Nebenbei: Stufen über 10 mm Höhe, bei denen die Kristalle direkt auf der Oberseite sitzen, benötigen i.d.R. keine Sockel. Hier reicht meines Erachtens die Verwendung einer kleinen Kittkugel bzw. das direkte Einkleben mit Heiß- oder Sekundenkleber aus. Die Amerikaner mögen mir dieses verzeihen.

Also, wer gerne bastelt und malt, der verwendet die angesprochenen Kork-Podeste und gestaltet diese nach den Anforderungen der Mineralstufe. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Abb.2: Kunststoffrollen

Ich bin dazu übergegangen, möglichst Fertigprodukte als Sockel (Podest) einzusetzen, die nur noch wenig Nacharbeiten erfordern. Alle haben eine neutrale schwarze Farbe, sollten möglichst nicht oder nur wenig glänzen und Sekundenkleber-tauglich sein. Für eine ansprechende Montage ist es wichtig, dass die Stufe den Sockel möglichst überdeckt, so dass dieser bei einer Betrachtung von oben nicht sichtbar ist; die Sockel sollte es in unterschiedlichen Höhen und Durchmesser geben. Die Auflagefläche zum Kleben sollte ausreichend bemessen sein.

Meine Favoriten möchte ich heute vorstellen:

Kunststoffrollen

Nr. 1 (Abb.2):
Bügelperlen (z.B. von Hama®), meist in Beutel zu 1.000 Stck.
Abmessung: D 4,5 mm / H 5 mm
Anwendung: für Stufen von 6 bis 8 mm Breite
Kosten pro Stck.: ca. 0,15 Cent
Gibt es im Bastelbedarf. Kinderspielzeug!

Nr. 2 (Abb.2):
Abstandshalter für Elektronikplatinen (Distanzrollen)
Abmessung: D 7 mm / H 5 mm
Anwendung: für Stufen von 8 bis 16 mm Breite
Kosten pro Stck.: ca. 2 Cent (bei Kauf von 500 Stck.)

Nr. 3 (Abb.2):
Abstandshalter für Elektronikplatinen (Distanzrollen)
Abmessung: D 7 mm / H 10 mm
Anwendung: für Stufen von 8 bis 16 mm Breite
Kosten pro Stck.: ca. 2,5 Cent (bei Kauf von 500 Stck.)


Glasstifte

Abb. 3
Abb.4: Eingeklebter 7-mm-Glasstift

Abb.3 und 4:
Glasstifte (Stiftperlen)
Abmessung: D 2 mm / Länge 7 mm
Anwendung: für Stufen von 3 bis 5 mm Breite
Der Verkauf erfolgt nach Gewicht. Eine handelsübliche 15-Gramm-Dose kostet 1,50 Euro. Sie enthält ca. 450 Stück.
Kosten pro Stück: ca. 0,3 Cent
Hinweis: Achten Sie auf Qualität. Die Angabe "Länge 7mm" scheint bei manchen Herstellern (z.B. Rayher®) nur ein statistischer ob. Mittelwert zu sein. Viele Stücke sind Bruch und nicht zu gebrauchen. Auch die Güte der Bruchkanten (gerade, schräg) ist für unseren Einsatz wichtig. Die Länge von 7 mm sollte nicht unterschritten werden.  Gibt es im Bastelbedarf.

Abb.5.:
Glasstifte (Stiftperlen)
Abmessung: D 2 mm / Länge z.B. 9 mm und Länge 13 mm
Anwendung: für Stufen von 3 bis 5 mm Breite
Der Verkauf erfolgt nach Gewicht. Ein 50-Gramm-Beutel kostet 1,50 Euro. Er enthält ca. 1.100 Stück (9 mm) und 760 Stück (13 mm).
Kosten pro Stück: ca. 0,15 Cent (9 mm) bzw. 0,2 Cent (13 mm)
Handlich und für viele Fälle die ideale Wahl.

Abb.5



Mit diesen Fertigteilen decke ich fast alle Anwendungsfälle ab. Besonders die edlen, opaken Glasperlen stellen nach senkrechtem Einkleben auf den flachen Dosen"boden" einen idealen Sockel für kleine Einzelkristalle oder winzigen Mineralstufen dar. Nach einigen Versuchen gelingt es auch, den Sekundenkleber völlig unauffällig aufzutragen.

Bald folgen an dieser Stelle weitere ausgefallene Sockel-Ideen.

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