Konnte ich am 01.08.2011 hier ein
herausragendes Micromount mit einer
Montagetechnik auf höchstem Niveau vorstellen, so geht es heute in die ganz
andere Richtung. Selten habe ich zwei so dilettantisch montierte
Mikromineralstufen gesehen.
Die Stufen wurden vor langer Zeit „vom Grabbeltisch“ günstig
erworben. Besonders ein modellhafter, klarer Coelestin-Kristall aus Arignac
(Frankreich | Link)
in außergewöhnlicher goldbrauner Farbe hatte es mir angetan. Ein perfekter
Kristall! Montage und Beschriftung waren damals sekundär. Auch die andere Stufe
ist von überdurchschnittlicher Qualität.
Schauen wir uns die Teile - ganz besonders die
Coelestin-Stufe - einmal an: Die Montage erfolgte in einer klassischen klaren,
europäischen Micromount-Dose. Den Kontakt des Sockels zum Dosenboden übernimmt
eine dünne, ca. 0,5 mm dicke MM-Kitt-Schicht (gelblich). Der Sockel selbst
besteht aus einem handgeschnitzten Hartschaumstoffwürfel mit unterschiedlichen
Kantenlängen (i.M. 8 mm). Er erinnert mich ein bisschen an „Mosy®“, nur in
weißer Farbe. Auf der Oberseite des Würfels folgt wieder eine dünne Schicht
desselben Kittes wie am Dosenboden. Anscheinend war es dem Micromounter nicht
ausreichend genug: Es folgt eine weitere Lage MM-Kitt, vielleicht 1mm dick.
Zwischenzeitlich sind wohl die Vorräte ausgegangen, denn die Kittfarbe der
letzten Schicht – im Kontakt zum Gestein – weicht vom bislang eingesetzten
Material ab.
Als Krönung die kleine Stufe. Wäre es nicht schon schlimm
genug: Zwei (von drei vorhandenen) Seitenflächen und die Unterseite der Stufe
sind rau gesägt. Selbstverständlich gibt es keine weitere farbliche Gestaltung
oder einen kaschierenden Bodeneinleger; auf dem Label finden sich vier
unterschiedliche Handschriften, die extrem durchscheinen!
Doppel-Whopper® deluxe |
Die andere Stufe sieht kaum anders aus: Der Kitt ist
schmutzig-grau, aus dem Würfel wurde eine 1,5 mm dicke Scheibe und der Kitt
scheint hier nicht ausgegangen zu sein: Zwischen Stufe und Sockel befindet sich
nur je eine Kittlage. Die Haftung zwischen Dosenboden und Schaumstoffsockel
durch eine nur 1/10-Millimeter dicke Kittschicht ist unzureichend - die Stufe (nebst
„Sockel“) klappert in der Box. Wen wundert’s.
Wahrscheinlich standen dem „Künstler“ hier keine
abgestimmten Klebstoffe zur Verfügung. Für die eingesetzten Materialien PMMA
(Dosenboden) und Sockel (auf PS-Basis) gibt es auf dem Markt gute und
preiswerte Kleber.
Ästhetisch völlig daneben sind
auch die zwei Lagen Kitt in unterschiedlicher Farbe. Vermutlich hat die eine
(erste dünne) Lage nicht ausgereicht, die Stufe fest zu fixieren. Darf es ein
bisschen mehr sein? Wenn ja, dann sollte auf einheitliches Material (und Farbe)
geachtet werden.
Und die andere Stufe? Der Sinn
einer 1,5 mm dicken Schaumstoffscheibe, die unter einem 3 mm dicken Kitt-Popel
klebt, ist mir schleierhaft. Dann greift man doch gleich zu einem 4,5 mm
Kittball oder einem 4,5 mm hohen Sockel, der mit transparentem Modellbaukleber
fixiert wird.
Auch wenn beim Herstellen von Micromounts alles erlaubt ist,
sollte wenigstens ein wenig ästhetisches Empfinden vorhanden sein und die
Mineralstufe durch eine zumindest durchschnittliche Montagetechnik
gewürdigt werden. Das scheint bei diesen Beispielen nicht der Fall gewesen zu
sein. An Zeitmangel kann es nicht gelegen haben. Am Kitt, mit dem normalerweise
äußerst verschwenderisch umgegangen wird, wurde extrem gegeizt. Hier fehlte
wohl die Liebe zu den Mineralien an sich.
Mikromineralien müssen nicht zwangsläufig auf einem Sockel
montiert werden. Der Sockel ist kein Selbstzweck; 1,5 mm hohe Schaumstoffplättchen sind ein Witz. … Avanti
Dilettanti!
Der Anblick solcher „Kreationen“ schmerzt!
So bitte nicht,
liebe Sammlerkollegen!
Die beiden Stufen werden in Kürze von ihrem erbärmlichen
Zustand erlöst, die Montage wird umgestaltet. Die Ergebnisse stelle ich an
dieser Stelle vor.
Und: Diese Beispiele sind beileibe kein "Fake" von mir, sondern zeigen die bittere Realität ...
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