Donnerstag, 1. November 2012

Das Geheimnis mexikanischer Kokusnüsse



Auf vielen Mineralien-Börsen bzw. -Messen tauchen sie auf: Händler, mitten in einem Haufen schmutzig-grauer, leicht runzeliger rundlicher Steine unterschiedlicher Größe stehend, bereit, das danebenstehende, primitive, etwas seltsam anmutende mechanisches Werkzeug auf Kundenwunsch zu betätigen.
Besonders für den beginnenden Sammler, neugierige Kinder, Senioren und viele Geschenke-Sucher ist das Geoden-Knacken immer noch ein Anziehungspunkt. Was verbirgt sich innerhalb der Geode, die man selbst aus dem Steinhaufen aussuchen kann und anschließend unter dem Druck der Schneidrollen-Kette eines Geodenknackers ihre (hoffentlich) funkelnden Geheimnisse nach erheblichen Kraftaufwand preis gibt?
Das anfängliche Knirschen wird vom erlösenden Knacken abgelöst, der Händler reicht zwei kleine Halbkugeln aus Stein herüber, erstaunte Gesichter der Käufer sind danach obligatorisch. Nicht immer hat man Glück und „erwischt“ eine fast hohle Geode mit fein auskristallisiertem Inhalt („Druse“; Anm.: „Mandeln“ - komplett meist mit Achat gefüllt - werden im Regelfall gesägt und sind an diesen Verkaufsständen wohl nur zu finden, wenn die Rohware vor nicht sauber typenrein getrennt wurde). Meist schwanken die Ergebnisse beim Knacken von „nicht so dolle“ bis „geht so“. Hinterher hätte man sich öfters gewünscht, aus dem Haufen eine Geode herausgesucht zu haben, deren Hohlraum viel größer und „schöner“ gewesen wäre. Achatsammler sehen das genau andersherum.



Erinnern Sie sich noch an den Ü-Eier-Hype vor etlichen Jahren, wo „Sammlerrudel“ um die Palette herumstanden und die  hohlen Schokoladeneier schüttelnd ans Ohr hielten, um am Klang (bzw. Nichtklang) auf deren Nippes-Inhalt zu schließen? Manche haben dieses bis zur Perfektion getrieben.
Wäre es nicht vorteilhaft, auch bei Geoden vor dem Öffnen zu wissen, was einen nach dem Knacken erwartet? O.K, O.K, es sieht ziemlich merkwürdig, nein: total bescheuert aus, wenn einer die steinernen Knubbel auf innere Klappergeräusche untersucht. Außer ein wenig Gluckern möglicher Wasserreste wird man nicht viel hören (Anm: Wenn es wirklich klappert, dann sollte Sie diese Geode nicht knacken lassen, da abgebrochene Teile die restlichen Kristallspitzen beschädigt haben könnten: Schrott!), aber der Weg ist schon ganz gut. Mit dem Hochheben der Geode bekommen Sie einen ersten Eindruck von dessen Gewicht. Möchten Sie viel Hohlraum, dann sind die leichten den scheinbar schweren Exemplaren bei gleichzeitiger Größenzunahme vorzuziehen; das ist trivial und qualitativ.

Eine quantitative Methode zur groben Abschätzung des Hohlraumes einer Geode möchte ich mit nachstehender Tabelle geben (Grafik abspeichern und ausdrucken; wird auf Wunsch per Email auch als pdf-Dokument verschickt – schreiben Sie mir). Sie basiert auf folgenden Vereinfachungen:

- die Geode besteht im Wesentlichen aus Quarz (Dichte 2,65 g/cm³) und ist wasserfrei;
- die Geode wird als ideal kugelförmig angenommen *

Vor Ort brauchen Sie nur noch das vorher aus Muttis (oder Vatis) Nähkistchen gemopste Schneidermaßband herauszuholen und den Umfang der Geode ermitteln. Da die Geoden in der Regel nach deren Gewicht verkauft werden (i.M. 2 bis 3 Euro je 100 g) könnten Sie die Waage zuhause lassen. Es schadet aber nichts, sich zusätzlich mit einer Handfederwage auszurüsten (ca. 4,- Euro, Bedarf für Flugreisende, die ihre Koffer auswiegen möchten; Wiegebereich meist bis 25 kg) und einen reißfeste/n Beutel/Einkaufsnetz mitzunehmen, um die Geode am Waagehaken einzuhängen; einige Händler verkaufen die Geoden zu einem Pauschalpreis.

Handfederwaage

Mit den Angaben Umfang und Gewicht ermitteln Sie den entsprechenden Grat des Hohlraums. Wenn Sie in der Tabelle sehr weit links landen, dann sollten Sie dringend prüfen, eine andere Geode zum Knacken zu wählen – ODER: Sie sind Liebhaber von Achaten; dann sollten Sie sich der ersten Gewichtsspalte nähern.

Bsp.: Die Geode hat einen Umfang von 33 cm und wiegt 321 g. Die dazugehörige Spalte gibt Ihnen einen Hohlraumanteil von 80% an. Wöge sie 178 g, dann ergäbe sich ein Hohlraum von 90%.

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Der Geodenknacker schaut mürrisch drein und missbilligt Ihr Tun?  Er hat keinen Grund dazu. Beachten Sie: Der Händler kauft die Geoden im Lot (nach Anzahl oder Gewicht) ein. Sofern er sie nach Gewicht bezieht und auch nach Gewicht verkauft, dann entsteht dem Händler kein echter Nachteil durch diese Abschätzmethode. Beim stückweisen Ein-/Verkauf sollte das Argument eines zufriedenen Kunden ziehen und Nebenstehende eher animiert werden, sich auf das Spielchen mit der Neugier einzulassen – zum Vorteil des Händlers.
                Möchten Sie das Öffnen der Geode selbst vornehmen, so ist diese Tabelle auch eine einfache Möglichkeit im Vorfeld abzuschätzen, ob es sich um eine hohle Druse (kann geknackt oder gesägt werden) oder um eine massive Mandel (Achatfüllung, muss stets gesägt werden) handelt.


Das Material kommt fast ausschließlich aus der Provinz Chihuahua von Mexico, ist durchschnittlich 44 Mio. alt und wird aus zerriebenen Aschetuff ausgegraben.  Die Größe der Geoden liegt bei 5 bis 30 cm Durchmesser. Man kann grob folgende „Typen“ unterscheiden:

1. Las Choyas-Geoden
  • Herkunft: Las Choyas am Cerro Mesteno, ca. 35 km ENE Ojo Laguna; auch: Mestano Ranch
  • Füllung: Bergkristall, Amethyst (nur in 5% der Geoden), Rauchquarz, hellblaue Quarze, alle in freistehenden Kristallen; auch: Calcit, Goethit u.a. Minerale; massive Exemplare mit Achat (weiß, grau, leicht blau) seltener (etwa 5-8% der Geoden sind vollständig gefüllt); auch: Massive Füllungen mit Derbquarz, Goethit und Calcit
  • Füllung: entschieden „farbenfroher“ als „Trancas-Geoden“
  • Eher dickwandiger (Handelsklassen: „95%-hollow“, „semi-hollow“  und „massive“)
  • Größe: 5 bis 15 cm Durchmesser
  • Produktion der Claims: 35 t/a
  • Bezeichnung: „Kokosnuss“-Geoden,„Coconut“-Geodes oder"Mexican Coconuts"
  • Im Ein- und Verkauf teurer als Trancas-Geoden
  • Hochpreisig und selten sind: Geoden mit tief-violetten Amethyst mit farblosen Calciten; Mandeln mit Achatfüllung außerhalb der üblichen weiß-grau-hellblauen Farbtöne, z.B. gelb und rote Einschlüsse
 2. Trancas – Geoden
  • Herkunft: Estacion Rancasm Aldama, Mexiko (Chihuahua Province), erst seit 1973 auf dem Markt
  • Hülle: Chalcedon, Milch- und Blauquarz, blauer Calcit
  • Füllung: Calcit, Fluorit, Quarz-Szepter (klar bis leicht rauchig)
  • Sind entschieden dünnwandiger („hohler“) und lassen sich leichter knacken als die Las Choyas-Geoden
  • ca. 30 % der Geoden enthalten gewundene Quarzstege („worms“) bis 2 cm Länge
  • bei 80-85% der Exemplare: Brillante grüne Fluoreszenz unter kurzwelligem UV (gering Uran-haltig), Calcit fluoresziert häufig in Blautönen.
  
“Bravo-Geoden” und “Crystal-Canyon-Geoden” sind in Europa kaum auf Börsen vertreten und sollen hier nicht weiter betrachtet werden. Hin und wieder sieht man Geoden aus Marokko. Diese sind dann aber schon geknackt.


Aus einem amerikanischen „Blättchen“** stammt folgender „Tipp“ zum Knacken von Geoden:
Tränke einen dicken Strick mit Petroleum, binde ihn fest um die Geode und zünde den Strick an. Anschließend werfe man die Geode in kaltes Wasser. In den meisten Fällen erzeugt dieses einen starken Riss. Ein nur leichtes Antippen der Geode mit einem Hammer beendet diesen Job.
Noch mehr Tipps? Vielleicht werden Sie hier fündig.



* das Volumen eiförmiger oder abgeplatteter Exemplare kann grob näherungsweise über die Gleichung L x B x H x 0,5326  bestimmt werden. Mit einem gemittelten Radius geht man dann in die Tabelle.

** The Conglomerate, Ausgabe 4/99






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