Auf vielen Mineralien-Börsen bzw. -Messen tauchen sie auf:
Händler, mitten in einem Haufen schmutzig-grauer, leicht runzeliger rundlicher
Steine unterschiedlicher Größe stehend, bereit, das danebenstehende, primitive,
etwas seltsam anmutende mechanisches Werkzeug auf Kundenwunsch zu betätigen.
Besonders für den beginnenden Sammler,
neugierige Kinder, Senioren und viele Geschenke-Sucher ist das Geoden-Knacken
immer noch ein Anziehungspunkt. Was verbirgt sich innerhalb der Geode, die man selbst
aus dem Steinhaufen aussuchen kann und anschließend unter dem Druck der
Schneidrollen-Kette eines Geodenknackers ihre (hoffentlich) funkelnden
Geheimnisse nach erheblichen Kraftaufwand preis gibt?
Das anfängliche Knirschen wird vom erlösenden Knacken
abgelöst, der Händler reicht zwei kleine Halbkugeln aus Stein herüber, erstaunte
Gesichter der Käufer sind danach obligatorisch. Nicht immer hat man Glück und „erwischt“
eine fast hohle Geode mit fein auskristallisiertem Inhalt („Druse“; Anm.: „Mandeln“
- komplett meist mit Achat gefüllt - werden im Regelfall gesägt und sind an
diesen Verkaufsständen wohl nur zu finden, wenn die Rohware vor nicht sauber typenrein
getrennt wurde). Meist schwanken die Ergebnisse beim Knacken von „nicht so
dolle“ bis „geht so“. Hinterher hätte man sich öfters gewünscht, aus dem Haufen
eine Geode herausgesucht zu haben, deren Hohlraum viel größer und „schöner“ gewesen
wäre. Achatsammler sehen das genau andersherum.
Erinnern Sie sich noch an den Ü-Eier-Hype vor etlichen
Jahren, wo „Sammlerrudel“ um die Palette herumstanden und die hohlen Schokoladeneier schüttelnd ans Ohr hielten,
um am Klang (bzw. Nichtklang) auf deren Nippes-Inhalt zu schließen? Manche
haben dieses bis zur Perfektion getrieben.
Wäre es nicht vorteilhaft, auch bei Geoden vor dem Öffnen zu
wissen, was einen nach dem Knacken erwartet? O.K, O.K, es sieht ziemlich
merkwürdig, nein: total bescheuert aus, wenn einer die steinernen Knubbel auf
innere Klappergeräusche untersucht. Außer ein wenig Gluckern möglicher Wasserreste
wird man nicht viel hören (Anm: Wenn es wirklich klappert, dann sollte Sie
diese Geode nicht knacken lassen, da abgebrochene Teile die restlichen Kristallspitzen
beschädigt haben könnten: Schrott!), aber der Weg ist schon ganz gut. Mit dem
Hochheben der Geode bekommen Sie einen ersten Eindruck von dessen Gewicht.
Möchten Sie viel Hohlraum, dann sind die leichten den scheinbar schweren Exemplaren
bei gleichzeitiger Größenzunahme vorzuziehen; das ist trivial und qualitativ.
Eine quantitative Methode zur groben Abschätzung des
Hohlraumes einer Geode möchte ich mit nachstehender Tabelle geben
(Grafik abspeichern und ausdrucken; wird auf Wunsch per Email auch als
pdf-Dokument verschickt – schreiben Sie mir). Sie basiert auf folgenden
Vereinfachungen:
- die Geode besteht im Wesentlichen aus Quarz (Dichte 2,65
g/cm³) und ist wasserfrei;
- die Geode wird als ideal kugelförmig angenommen *
Vor Ort brauchen Sie nur noch das vorher aus Muttis
(oder Vatis) Nähkistchen gemopste Schneidermaßband
herauszuholen und den Umfang der Geode ermitteln. Da die Geoden in der Regel
nach deren Gewicht verkauft werden (i.M. 2 bis 3 Euro je 100 g) könnten Sie die
Waage zuhause lassen. Es schadet aber nichts, sich zusätzlich mit einer Handfederwage auszurüsten (ca. 4,- Euro, Bedarf
für Flugreisende, die ihre Koffer auswiegen möchten; Wiegebereich meist bis 25
kg) und einen reißfeste/n Beutel/Einkaufsnetz mitzunehmen, um die Geode am
Waagehaken einzuhängen; einige Händler verkaufen die Geoden zu einem
Pauschalpreis.
Handfederwaage |
Mit den Angaben Umfang und
Gewicht ermitteln Sie den entsprechenden Grat des Hohlraums. Wenn Sie in der
Tabelle sehr weit links landen, dann sollten Sie dringend prüfen, eine andere
Geode zum Knacken zu wählen – ODER: Sie sind Liebhaber von Achaten; dann
sollten Sie sich der ersten Gewichtsspalte nähern.
Bsp.: Die Geode hat einen Umfang von 33 cm und wiegt
321 g. Die dazugehörige Spalte gibt Ihnen einen Hohlraumanteil von 80% an. Wöge
sie 178 g, dann ergäbe sich ein Hohlraum von 90%.
Anklicken zum Vergrößern |
Der Geodenknacker schaut mürrisch drein und missbilligt Ihr
Tun? Er hat keinen Grund dazu. Beachten
Sie: Der Händler kauft die Geoden im Lot (nach Anzahl oder Gewicht) ein. Sofern
er sie nach Gewicht bezieht und auch nach Gewicht verkauft, dann entsteht dem
Händler kein echter Nachteil durch diese Abschätzmethode. Beim stückweisen
Ein-/Verkauf sollte das Argument eines zufriedenen Kunden ziehen und
Nebenstehende eher animiert werden, sich auf das Spielchen mit der Neugier
einzulassen – zum Vorteil des Händlers.
Möchten
Sie das Öffnen der Geode selbst vornehmen, so ist diese Tabelle auch eine
einfache Möglichkeit im Vorfeld abzuschätzen, ob es sich um eine hohle Druse (kann
geknackt oder gesägt werden) oder um eine massive Mandel (Achatfüllung, muss
stets gesägt werden) handelt.
Das Material kommt fast ausschließlich aus der Provinz Chihuahua
von Mexico, ist durchschnittlich 44 Mio. alt und wird aus zerriebenen Aschetuff
ausgegraben. Die Größe der Geoden liegt
bei 5 bis 30 cm Durchmesser. Man kann grob folgende „Typen“ unterscheiden:
1. Las Choyas-Geoden
- Herkunft: Las Choyas am Cerro Mesteno, ca. 35 km ENE Ojo Laguna; auch: Mestano Ranch
- Füllung: Bergkristall, Amethyst (nur in 5% der Geoden), Rauchquarz, hellblaue Quarze, alle in freistehenden Kristallen; auch: Calcit, Goethit u.a. Minerale; massive Exemplare mit Achat (weiß, grau, leicht blau) seltener (etwa 5-8% der Geoden sind vollständig gefüllt); auch: Massive Füllungen mit Derbquarz, Goethit und Calcit
- Füllung: entschieden „farbenfroher“ als „Trancas-Geoden“
- Eher dickwandiger (Handelsklassen: „95%-hollow“, „semi-hollow“ und „massive“)
- Größe: 5 bis 15 cm Durchmesser
- Produktion der Claims: 35 t/a
- Bezeichnung: „Kokosnuss“-Geoden,„Coconut“-Geodes oder"Mexican Coconuts"
- Im Ein- und Verkauf teurer als Trancas-Geoden
- Hochpreisig und selten sind: Geoden mit tief-violetten Amethyst mit farblosen Calciten; Mandeln mit Achatfüllung außerhalb der üblichen weiß-grau-hellblauen Farbtöne, z.B. gelb und rote Einschlüsse
2. Trancas – Geoden
- Herkunft: Estacion Rancasm Aldama, Mexiko (Chihuahua Province), erst seit 1973 auf dem Markt
- Hülle: Chalcedon, Milch- und Blauquarz, blauer Calcit
- Füllung: Calcit, Fluorit, Quarz-Szepter (klar bis leicht rauchig)
- Sind entschieden dünnwandiger („hohler“) und lassen sich leichter knacken als die Las Choyas-Geoden
- ca. 30 % der Geoden enthalten gewundene Quarzstege („worms“) bis 2 cm Länge
- bei 80-85% der Exemplare: Brillante grüne Fluoreszenz unter kurzwelligem UV (gering Uran-haltig), Calcit fluoresziert häufig in Blautönen.
“Bravo-Geoden”
und “Crystal-Canyon-Geoden” sind in
Europa kaum auf Börsen vertreten und sollen hier nicht weiter betrachtet
werden. Hin und wieder sieht man Geoden aus Marokko. Diese sind dann aber schon
geknackt.
Aus einem amerikanischen „Blättchen“** stammt folgender „Tipp“
zum Knacken von Geoden:
Tränke einen dicken Strick mit Petroleum, binde ihn fest um
die Geode und zünde den Strick an. Anschließend werfe man die Geode in kaltes
Wasser. In den meisten Fällen erzeugt dieses einen starken Riss. Ein nur
leichtes Antippen der Geode mit einem Hammer beendet diesen Job.
Noch mehr Tipps? Vielleicht werden Sie hier fündig.
* das Volumen eiförmiger oder abgeplatteter Exemplare kann
grob näherungsweise über die Gleichung L x B x H x 0,5326 bestimmt werden. Mit einem gemittelten Radius
geht man dann in die Tabelle.
** The Conglomerate, Ausgabe 4/99
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Guten Tag.
Ich freue mich über jeden Kommentar, sei es Lob, Kritik und Ergänzungen direkt zum behandelten Thema (Post). Nur zu!
+++++ Für Sonstiges, wie z.B. "Wo ist mein Kommentar geblieben?" oder andere allgemeine Dinge, die nicht zum eigentlichen Thema gehören, benutzen Sie bitte ausschließlich die o.g. EMail-Adresse. +++++
Micromounter