Donnerstag, 10. März 2011

Der Mikromineral-Sammler im Gelände (Folge 1)



NÜTZLICHES EQUIPMENT: KNIESCHÜTZER

Die Suche nach Mikrominerale auf ebenen oder nur flach geneigten Flächen oder Rinnen kann so seine Tücken haben und körperlich sehr anstrengend sein. Steht bzw. läuft man aufrecht, ist der Abstand zwischen Auge und Aufschluss-Oberfläche sehr groß. Mitunter werden so wichtige Details und somit Fundobjekte übersehen. Nach einer gewissen Zeit beginnt man dauerhaft einen „krummen Rücken“ zu formen, um den Abstand zwischen Auge und Fundobjekt zu verringern, auch wenn die Sehschärfe noch sehr hoch ist und man dieses eigentlich gar nicht nötig hätte. Möchte man ein interessantes Stück aufheben, bückt man sich kurzzeitig, möchte man es mit dem Hammer zerteilen, dann hockt oder kniet man sich kurzzeitig hin. Das Zerschlagen der Steine in der Hand bei aufrechtem Stand lasse ich hier mal außer Acht. Irgendwann schmerzt es im Rücken und/oder in den Kniegelenken.
Viele Mineralsammler suchen daher dauerhaft  auf den Knien und rutschen so die Flächen kniend ab. Das sieht aus der Ferne etwas merkwürdig, in Einzelfällen sogar komisch aus, bringt aber einige Vorteile mit sich:
  • Der Abstand Auge – Sammelobjekt ist gering, die Chance auf mehr oder bessere Mikromineralfunde erhöht sich proportional.
  • Bandscheiben, Rücken- und Kniegelenkmuskulatur werden spürbar entlastet; man kann für eine längere Zeit suchen, ehe man schlapp macht - und findet mehr.
  • Durch die Rutschbewegung wird die Gefahr, dass sich spitze Objekte in das Knie bohren, stark verringert.
Viele Aufschlüsse lassen gar keine andere Wahl als die dauerhaft kniende Suche nach Minerale zu. 


Aber auch auf Sammler, die das Krabbeln auf den Flächen nicht praktizieren und sich nur kurzfristig beim Suchen hinknien, lauern nicht zu unterschätzende  Gefahren, z.B. dass sich scharfkantige oder spitze Gesteinsstücke schmerzhaft ins Knie bohren. Besonders mit Laub bedeckte Haldenflächen können sich als äußerst tückisch erweisen.

In allen diesen Fällen sollten vorher Knieschützer angelegt werden. Sie sorgen:
  • zur schonenden Entlastung der Gelenke bei dauerhaft knienden Tätigkeiten;
  • für den Schutz der Kniegelenke und –sehnen gegen Eindringen scharfkantiger oder spitzer Gesteinsstücke und sonstiger Fremdkörper (z.B. Glasscherben, Blechdosenreste)
  • für einen gewissen Schutz der Beinkleidung. Sammler, die auf feuchten/nassen Halden oder in der Nähe von Bachrinnen suchen, wissen was ich meine. Nicht jeder nimmt eine Hose zum Wechseln mit.
Je nach Aufschluss eignet sich alternativ auch eine extrem strapazierfähige Hose oder/und ein Kniekissen. Letzteres kennt jeder Hobbygärtner. Allerdings bieten diese Möglichkeiten nur einen beschränkten mechanischen Schutz und verschleißen schnell.

 
Welche Knieschützer sollte ich wählen?
Mein Rat: Nehmen Sie keine Knieschützer aus dem Sportbereich. Diese sind für unsere o.g. Zwecke nicht geeignet. Die erste Wahl gilt dem Angebot für den industriellen Sektor, hier speziell für Fliesen- und Bodenleger, Estrich- und Straßenbauer.  Die „Standardklasse“, die man auch im Baumarkt bekommt, reicht hier aus. Allerdings gibt es Unterschiede in der Qualität und in den Gebrauchseigenschaften.
Bislang hatte ich zwei unterschiedliche Varianten im Einsatz (siehe Fotos). Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Härte der Schalen und der Befestigungsart.

Variante 1:
Gekauft bei Praktiker, OBI u.a. / Preis ca. 6,-- Euro/Satz.

Die PU-Schaumschale ist recht weich, von geringem Gewicht und ergonomisch passgerecht, der Tragekomfort aus diesem Aspekt höher als bei Variante 2. Allerdings ist auch der mechanische Schutz geringer (aber noch ausreichend). Die Befestigung und Weitenregulierung erfolgt durch ein ca. 22 mm schmales elastisches Lochgummiband, das über die eingeschäumten, seitlich herausragenden Pilzköpfe (im Foto rot) gezogen wird. 

Um es vorweg zu nehmen: Diese Befestigungsart ist der absolute Schwachpunkt dieser Schoner. Durch die Lochabstände im Band sind gewisse Vorspannkraft-Bereiche vorgegeben. Spannen Sie zu stark, so schneidet sich das schmale Band spürbar (und schmerzhaft) in die Haut bzw. Kniekehle ein. Ziehen Sie das Band ein Loch zurück über den Pilzkopf, so rutschen die Schoner langsam herunter. Mir gelang es nie, die Balance zwischen Rutschfestigkeit und Tragekomfort zu erreichen. Letztendlich habe ich den Schutzaspekt, also die engere Weiteneinstellung bevorzugt. Was nützen Schoner, die ständig rutschen und dann am Schuh baumeln?
Im Dauereinsatz zeigten sich zwei weitere große Nachteile: Die Spannkraft des elastischen Bandes lässt sehr schnell nach, die Schoner mussten immer enger angelegt werden. Kniet man sich anschließend hin, so wirken durch das verkürzte Band auf die Pilzzapfen erhöhte Zugkräfte bzw. Biegemomente. Folge: Die eingeschäumten Zapfen reißen schnell aus – ebenso, wenn sie mit den Schützern im Untergrund „hängenbleiben“. Dieses geschieht auf Halden häufig. Die Knieschützer können sie dann wegwerfen (bitte nicht am Aufschluss).

Variante 2:
Gekauft bei Baumarkt Max Bahr / ca. 8,-- Euro/Satz (auch in div. Online-Shops und im Fachhandel erhältlich / dort erheblich voneinander abweichende Preise)

Zufriedener bin ich mit den Knieschützern in Schalenform, die eine neuartige Befestigungsvariante aufweisen. Hier wird ein ca. 5 cm breiter Riemen an seinen Enden durch eine Befestigungsschlaufe aus hochwertigem, zähem Kunststoff gezogen. Die abgewinkelten Befestigungsschlaufen werden dann auf die vorgesehenen Haken am Knieschützer gesteckt. Der breite Riemen lässt sich daher stufenlos in der Weite verstellen und ist in der Kniekehle  selten spürbar. Die Haken sind fest mit dem PU-Hartschaum der Knieschalen verbunden. Ein Einreißen habe ich nicht beobachten können. Die Schaleninnenseite ist aufgedickt, ergonomisch allerdings nicht ganz perfekt wie Variante 1 (beim Laufen etwas hinderlich). Der Hersteller versichert die Einhaltung der Norm EN 14404:11/2004 Typ1 und eine Durchstichfestigkeit von 250 N. Mein im Foto gezeigte Exemplar ist seit 2 Jahren im Einsatz (etwa 150 Stunden „Dauerkrabbeln“); der Verschleiß ist äußerst gering. Das Paar wiegt mit etwa 550 g ein wenig mehr als Variante 1. Insgesamt macht die Variante 2 einen etwas „professionelleren“ Eindruck und erhält daher meine Empfehlung.


Es sind auf dem Markt etliche Varianten in allen Preisklassen zu finden. Interessant erscheint mir noch das nebenstehende Produkt. 
Zwar ist hier auch die Lochgummi-Pilzkopf-Befestigung zu erkennen, allerdings erfolgt das Anlegen über zwei Bänder, die  sich zudem nicht direkt in der Kniekehle befinden. Ein Einschnüren beim Knien ist somit nicht gegeben. Vielleicht sind diese standfester. Der Kaufpreis hierfür ist mir nicht bekannt.

 Ich möchte auf Knieschützer bei der Suche nach Minerale nicht mehr verzichten.

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