Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.
(Fortsetzung)
Das getrocknete Rohmaterial liegt ausgepackt, ausgebreitet und gekennzeichnet vor uns. Bei manchen Fundstellen kann nun eine grobe Vorsortierung, z.B. nach Art des Muttergesteins (Matrix), der Paragenese oder anderen Kriterien erfolgen, wenn es für die weiteren Bearbeitungsschritte sinnvoll erscheint und die Gesamtzeit für die Präparation des Materials signifikant verkürzt.
Sichten
Der nächste Schritt stellt die erste grobe Durchsicht des Materials unter dem Binokular dar (eine 15fache Vergrößerung ist völlig ausreichend). Und zwar geschieht dieses, bevor irgendwelche Anstrengungen hinsichtlich Reinigung, Bestimmung und Zerkleinerung unternommen werden.
Ziel der Prüfung ist es, für jeden einzelnen Stein zu entscheiden, welche speziellen Bearbeitungsschritte sich anschließen und welche auf keinen Fall erfolgen dürfen. Stellt man während der Durchsicht fest, dass sich auf der Oberfläche des Rohmaterials z.B. wasserlösliche Minerale befinden, so ist es einleuchtend, dass diese nicht weiter gewaschen werden dürfen. Zeigen sich haarförmige Kristalle, so ist eine harte Behandlung der Probe mit der Wurzelbürste oder die Reinigung im Ultraschallbad zu vermeiden.
Ein weiteres Kriterium ist die Feststellung von etwaigen Rissen im Gestein, die sich auf die spätere Form der Zerkleinerung auswirken können. Solche "Problemkinder" legt man zunächst zur Seite.
Die Sichtprüfung geht einher mit dem Sortieren des Rohmaterials nach einem möglichst fein strukturierten Schema. Hierzu mehr im 3.Teil der Reihe "MM-Präparation".
Die Sichtprüfung geht einher mit dem Sortieren des Rohmaterials nach einem möglichst fein strukturierten Schema. Hierzu mehr im 3.Teil der Reihe "MM-Präparation".
Markieren
Während des Sichtens des Rohmaterials tut der Mikromineralsammler gut daran, sich die Lage der Kristalle auf der unformatierten Stufe einzuprägen. Auch die Lage von einzelnen Kristallgruppen zueinander wirkt sich gegebenenfalls auf den nächsten Bearbeitungsschritt – meist die Zerkleinerung – aus. Prüfen Sie alle(!) Seiten der Gesteinsprobe. Nicht selten verbergen sich nicht nur auf der schnell auserkorenen "Oberseite" andere, mehr und/oder bessere Kristalle. Machen Sie sich also ein komplettes Bild von dem Material, bevor Sie den nächsten Bearbeitungsschritt unternehmen. Orientieren Sie sich.
Schon auf dem kurzen Weg vom Binokular zum Zerkleinerungsplatz haben Sie vergessen, wo sich genau auf dem Gesteinsstück die Kristalle befunden haben. Besonders bei großen Proben verliert man schnell den Überblick. Hilfreich haben sich hierbei (jetzt schon) kleine selbstklebende, farbige Pfeile erwiesen, die die Lage bemerkenswerter Kristalle oder Zonen anzeigen, die eine besondere Behandlung oder besondere Beachtung erfordern.
Die Klebepfeile kann man leicht selber herstellen. Ich bevorzuge als Ausgangsmaterial billigstes Isolierband aus der Elektrotechnik. Es ist sehr elastisch, eher dünn und hat eine hohe Klebkraft. 10 Rollen in unterschiedlicher Farbe kosten z.B. bei Lidl weniger als 2,-- Euro. Da unsere Pfeile sehr klein sind, reicht der Vorrat ein Sammlerleben lang – wenn die Isolierbandrollen richtig gelagert werden.
Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, einen kleinen Streifen des Selbstklebebandes abzutrennen und auf eine saubere Glasscheibe als Schneidunterlage zu kleben (ohne es anzudrücken). Anschließend werden mit einem scharfen Cuttermesser oder einer Rasierklinge kleine spitze, gleichschenklige Dreiecke im Wechsel hineingeschnitten. Die Aufnahme der Pfeile erfolgt entweder mit der Spitze des Messers und mit einer Flachpinzette, die man vorsichtig flach unter die Pfeile schiebt.
(Anm.: Foto zu Demonstrationszwecken; zur besseren Materialausnutzung sollte wechselseitig geschnitten werden, vgl. Abb.4) |
Die fertigen Markierungspfeile werden in der Nähe der ausgesuchten Stellen aufgebracht. Sofern Sie die Pfeile auf dem fertigen Micromount bzw. auf der eingedosten Mikromineralstufe nicht wünschen, so kleben Sie diese in ausreichendem Abstand zu den "Objekten der Begierde" auf. Ausreichend heißt hier, dass die Klebepfeile der anschließenden Formatierung zum Opfer fallen. Bereits beim ersten Aufkleben sollte man sich daher von der Gestalt der fertig formatierten Stufen ein Bild machen, denn einige Klebebänder lassen sich später nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand rückstandsfrei entfernen. Ist Ihr Pfeil zu nah am Objekt und soll nicht als Hinweispfeil auf der fertigen Stufe verbleiben, was allerdings öfters sinnvoll ist, so kann es vorkommen, dass später kleine Kleberreste den Anblick dauerhaft trüben.
Klebebandreste auf der Glasscheibe sollten erst entfernt werden, wenn sich keine Pfeile mehr zuschneiden lassen oder in absehbarer Zeit kein weiterer Bedarf besteht. Die Klebewirkung bleibt über lange Zeit erhalten.
Abb.4: Wechselseitiger Zuschnitt von Markierungs- pfeilen mit Rasierklinge. Aus: "The complete Book of Micromounting" von Quitin Wight, Tucson 1993 |
An dieser Stelle bereits ein paar Worte zu den Markierungsobjekten auf fertigen Stufen, die der Sammler hin und wieder auf den Tisch bekommt: Nicht selten sieht man unförmig zugeschnittene geometrische Formen, die nach allem aussehen, nur selten nach einem Pfeil. Was lief da schief? Als Klebeband wurde (unnötigerweise) eine gewebeverstärkte Variante gewählt - es ist für unsere Zwecke viel zu dick. Der Zuschnitt erfolgt außerdem noch "frei Hand" mit einer Papierschere mit unzureichender Schneidkraft. Das Band quetscht sich folglich zwischen die nicht ausreichend geschärften Schneiden der Schere, die Schnittkanten werden krumm und fransen aus, aus dem gewünschten spitzen Dreieck wird eine unregelmäßige Fläche ohne eindeutige Spitze. Immerhin schaffen es manche, dem klebenden "Pseudo-Trapez" ein notwendiges Breiten-Längenverhältnis zu geben, so dass man wenigstens erahnen kann, wohin das Klebeteil zeigen soll. Aber auch nur manche…
(wird fortgesetzt)
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