Der
Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum
fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem
Weg dorthin.
(Fortsetzung)
Die sammelnswerten Stufen sind vorsortiert und klassifiziert
(siehe Teil 3 und Teil 4 dieser Reihe). Deren Unterbringung erfolgt hauptsächlich in
Klarsichtdosen, die unterschiedliche Abmessungen haben können. Es gilt nun, die
Mikromineralstufen möglichst schonend und ohne Beschädigung soweit zu
zerkleinern, damit sie später (a) bequem in diese Klarsichtdosen passen und (b)
ästhetisch ansprechend montiert werden können. Dieser Arbeitsschritt wird als „Formatierung“ bezeichnet und stellt
einen wesentlichen Arbeitsschritt bei der Herstellung von Micromounts dar. Er
erfolgt stets vor der Endreinigung der kleinen Schätze.
Ansichtssache und Skrupel ablegen
Mikromineral- (und Thumbnail-) Sammler) verfolgen im Laufe
der Formatierungsprozedur in der Regel andere Ziele als klassische
Micromounter. Während erstere eigentlich nur darauf abzielen, die Kleinststufe
irgendwie soweit zu zerkleinern, damit sie in der Klarsichtdose montiert werden
kann und die Kristalle gut sichtbar auf der Stufenoberseite zu liegen kommen,
muss sich der Micromounter schon jetzt Gedanken machen, wie er einzelne Partien
der Stufe, einzelne Kristalle oder Besonderheiten optimal präsentieren will,
welche Sockel er später einsetzen und wie er die Stufe bzw. den Kristall auf dem
Sockel befestigen wird. Je nach Anforderung ergeben sich unterschiedliche
Formatierungswege und –techniken.
Sie werden manchmal in einigen Anleitungsbüchern für
Mineralien-Sammler und auf einigen Webseiten lesen können, dass man nie
eine Stufe zerkleinern soll, damit sie in eine Klarsichtdose „passt“. Das
sollte m.E. differenzierter betrachtet werden. Für Normal- und
Kleinstufensammler mag diese Ansicht wohl teilweise zutreffen - keiner davon
„zerkloppt“ ein Ensemble von Kristallen, damit es irgendwo „hineinpasst“.
Mikromineralsammler
können da gelassener ans Werk gehen. Die Skrupel vor dem Zerteilen eines
Kristallrasens sollten abgelegt werden. Suchen Sie sich die schönste Stelle im
Rasen aus und separieren Sie sie soweit, damit das Stüfchen anschließend in die
Box passt. Den „Rest“ schmeißen wir aber nicht weg; er eignet sich gut als
Zweitbeleg, als Tausch- oder Analysematerial. Können Sie sich nicht
entscheiden, welche Partie des Rohmaterials erhaltenswert ist und welche
verworfen wird, dann kommen nur größere Dosen in Frage. Auf 3 bis max. 4
Klarsichtdosengrößen und –typen sollten Sie sich aber beschränken. Allerdings:
irgendwann ist die Grenze der größten Dose erreicht, dann müssen Sie
„nachhelfen“.
Micromounter
kommen gar nicht umhin, eine Stufe soweit zu zerkleinern, bis sie die
Anforderungen an eine ansehnliche und optimale Präsentation und Montage
erfüllt. Da gilt es schon einzelne Partien, eine Mikroparagenese oder sogar
einzelne Kristalle exakt zu separieren und störendes Beiwerk abzutrennen. Hier
gilt: Qualität geht vor Quantität, das Besondere vor dem Banalen. Ein Beispiel:
Auf einer zündholzgroßen Stufe eines Nadelquarzkristallrasens sitzt ein 0,5 mm
großer Fahlerzkristall. Der Mikromineralsammler entscheidet frei, ob und wie
weit er die Stufe formatiert. Micromounter werden bestrebt sein, nur den
Fahlerzkristall und wenige typische Nadelquarze
- quasi einige „Rasenhalme“ - zu extrahieren (damit auch wenig Matrix erhalten
bleibt). Der übrige Kristallrasen bringt weder weitere Informationen noch eine
optische Aufwertung der Stufe. Also, weg damit! Hier zeigen sich die
signifikanten Unterschiede zwischen einem Mikromineralsammler und einem
Micromounter, der „einen Schritt weitergeht“.
Matrix
Für beide Sammlertypen gilt jedoch,
den wissenschaftlichen Wert des Materials nicht zu vermindern oder zu
zerstören. Es mag zwar für jeden Micromounter hoch befriedigend sein, unter einer
selbst abverlangten Höchstleistung lose Einzelkristalle auf einer dünnen Nadel
zu montieren. Allerdings ist dieses kein Selbstzweck. Das Herausbrechen
einzelner Kristalle aus einem Ensemble widerspricht einer Grundforderung (nicht
nur) des Micromounting, nämlich den wissenschaftlichen und ästhetischen Wert
des Materials im Originalzustand zu belassen. Die Erhaltung der Matrix und der
Begleitminerale ist hierbei unerlässlich. Ihr Geschmack und Ihr handwerkliches
Geschick bestimmen am Ende die „Menge“ an Matrix.
Als
Micromounter bin ich daran interessiert, mineralogische und geologische Informationen
zu erhalten – in einer möglichst ästhetischen und attraktiven Art und Weise.
Materialbergung und schonende
Zerkleinerung
Jede Zerkleinerung bedeutet eine
nicht unerhebliche Krafteinwirkung auf die Mineralien, besonders wenn die
Kristalle freistehend sind. Sind die Kristalle eingewachsen oder sogar komplett
überdeckt (z.B. durch eine Calcit-Schicht, die man später wegätzt), so kann man
schon mal „härter zur Sache gehen“.
Die Anzahl der Schläge ist stets
klein zu halten. Mit jedem Schlag auf das Gestein besteht die Gefahr, dass
einzelne Kristallspitzen abbrechen oder die Stufe an einer „unpassenden Stelle“
reißt. Ersteres gilt es stets zu vermeiden – wer investiert Arbeit in ein Stück
mit abgebrochenen oder sonst wie beschädigten Kristallen? Beim Reißen des „Objekts
der Begierde“ trennen sich die (Ansichts-)Welten. Mikromineralstufen-Sammler
versuchen, ein unkontrolliertes Reißen der Stufe zu verhindern, um später
gezielt und schonend in Gänze zu formatieren. Dem Micromounter ist es am Ende vielleicht
egal, dass eine kleine Druse im Steinbruch in mehrere Teile zerbrochen ist,
wenn sich daraus nur einzelne Fragmente mit unversehrten Kristallen innerhalb
der vollständigen Paragenese bergen lassen. Das Zerbröseln darf aber nicht
provoziert und bewusst angestrebt werden. Zunächst sollte auch hier immer auf die Unversehrtheit eines
Objekts geachtet werden.
Viele „Streicheleinheiten“ am Objekt
schaden mehr als sie nützen.
|
Eine gute Formatierung beginnt am Aufschluss
Für das Sammeln im Steinbrüchen heißt das konkret: Sammler
sollten ihre Funde durch möglichst wenige, gezielte Schläge soweit vorzerkleinern,
dass (a) die Stücke transportabel werden und (b) zu Hause nur noch wenige leichte,
schonendere Formatierungsanstrengungen
notwendig sind. Hier empfiehlt sich ein
kräftiger Schlag mit schwerem Werkzeug als ein wiederholtes Herumpickeln mit einem
zu leichten Hammer. Bei Bergwerkshalden empfehle ich ohnehin, das Zerkleinern
und Formatieren der Stücke zu Hause in aller Ruhe und mit dem richtigen
Equipment vorzunehmen.
Leider macht auch hier die Übung den Meister. Viele
zerstörte und beschädigte Stufen gehören zum Alltag jedes Sammlers. Der Ärger
hierüber hält sich allerdings mit abnehmender Kristall- und Stufengröße sowie
zunehmendem Sammleralter in Grenzen.
„Seismologen-Hämmer“ ab 5 kg bringen den richtigen Durchzug
und sind materialschonender als man denkt.
|
Schon beim Bergen der Minerale für eine gewisse Roh-Formatierung
durch geeignetes Werkzeug sorgen. |
Passt: geborgen, grob vorzerkleinert und transportfähig.
Die „Feinarbeit“ beginnt zu Hause.
|
Einzelnen Techniken zum schonenden Bergen des Materials
widme ich einem separaten Posting in der Reihe „Der Micromounter im Gelände“.
Demnächst in diesem Blog.
(Wird fortgesetzt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Guten Tag.
Ich freue mich über jeden Kommentar, sei es Lob, Kritik und Ergänzungen direkt zum behandelten Thema (Post). Nur zu!
+++++ Für Sonstiges, wie z.B. "Wo ist mein Kommentar geblieben?" oder andere allgemeine Dinge, die nicht zum eigentlichen Thema gehören, benutzen Sie bitte ausschließlich die o.g. EMail-Adresse. +++++
Micromounter