Donnerstag, 14. November 2013

MM-Präparation 5: Formatierung (1)



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.

(Fortsetzung)


Die sammelnswerten Stufen sind vorsortiert und klassifiziert (siehe Teil 3 und Teil 4 dieser Reihe). Deren Unterbringung erfolgt hauptsächlich in Klarsichtdosen, die unterschiedliche Abmessungen haben können. Es gilt nun, die Mikromineralstufen möglichst schonend und ohne Beschädigung soweit zu zerkleinern, damit sie später (a) bequem in diese Klarsichtdosen passen und (b) ästhetisch ansprechend montiert werden können. Dieser Arbeitsschritt wird als „Formatierung“ bezeichnet und stellt einen wesentlichen Arbeitsschritt bei der Herstellung von Micromounts dar. Er erfolgt stets vor der Endreinigung der kleinen Schätze.

Ansichtssache und Skrupel ablegen

Mikromineral- (und Thumbnail-) Sammler) verfolgen im Laufe der Formatierungsprozedur in der Regel andere Ziele als klassische Micromounter. Während erstere eigentlich nur darauf abzielen, die Kleinststufe irgendwie soweit zu zerkleinern, damit sie in der Klarsichtdose montiert werden kann und die Kristalle gut sichtbar auf der Stufenoberseite zu liegen kommen, muss sich der Micromounter schon jetzt Gedanken machen, wie er einzelne Partien der Stufe, einzelne Kristalle oder Besonderheiten optimal präsentieren will, welche Sockel er später einsetzen und wie er die Stufe bzw. den Kristall auf dem Sockel befestigen wird. Je nach Anforderung ergeben sich unterschiedliche Formatierungswege und –techniken.

Sie werden manchmal in einigen Anleitungsbüchern für Mineralien-Sammler und auf einigen Webseiten lesen können, dass man nie eine Stufe zerkleinern soll, damit sie in eine Klarsichtdose „passt“. Das sollte m.E. differenzierter betrachtet werden. Für Normal- und Kleinstufensammler mag diese Ansicht wohl teilweise zutreffen - keiner davon „zerkloppt“ ein Ensemble von Kristallen, damit es irgendwo „hineinpasst“.
             Mikromineralsammler können da gelassener ans Werk gehen. Die Skrupel vor dem Zerteilen eines Kristallrasens sollten abgelegt werden. Suchen Sie sich die schönste Stelle im Rasen aus und separieren Sie sie soweit, damit das Stüfchen anschließend in die Box passt. Den „Rest“ schmeißen wir aber nicht weg; er eignet sich gut als Zweitbeleg, als Tausch- oder Analysematerial. Können Sie sich nicht entscheiden, welche Partie des Rohmaterials erhaltenswert ist und welche verworfen wird, dann kommen nur größere Dosen in Frage. Auf 3 bis max. 4 Klarsichtdosengrößen und –typen sollten Sie sich aber beschränken. Allerdings: irgendwann ist die Grenze der größten Dose erreicht, dann müssen Sie „nachhelfen“.
             Micromounter kommen gar nicht umhin, eine Stufe soweit zu zerkleinern, bis sie die Anforderungen an eine ansehnliche und optimale Präsentation und Montage erfüllt. Da gilt es schon einzelne Partien, eine Mikroparagenese oder sogar einzelne Kristalle exakt zu separieren und störendes Beiwerk abzutrennen. Hier gilt: Qualität geht vor Quantität, das Besondere vor dem Banalen. Ein Beispiel: Auf einer zündholzgroßen Stufe eines Nadelquarzkristallrasens sitzt ein 0,5 mm großer Fahlerzkristall. Der Mikromineralsammler entscheidet frei, ob und wie weit er die Stufe formatiert. Micromounter werden bestrebt sein, nur den Fahlerzkristall und wenige typische  Nadelquarze - quasi einige „Rasenhalme“ - zu extrahieren (damit auch wenig Matrix erhalten bleibt). Der übrige Kristallrasen bringt weder weitere Informationen noch eine optische Aufwertung der Stufe. Also, weg damit! Hier zeigen sich die signifikanten Unterschiede zwischen einem Mikromineralsammler und einem Micromounter, der „einen Schritt weitergeht“.

Matrix

Für beide Sammlertypen gilt jedoch, den wissenschaftlichen Wert des Materials nicht zu vermindern oder zu zerstören. Es mag zwar für jeden Micromounter hoch befriedigend sein, unter einer selbst abverlangten Höchstleistung lose Einzelkristalle auf einer dünnen Nadel zu montieren. Allerdings ist dieses kein Selbstzweck. Das Herausbrechen einzelner Kristalle aus einem Ensemble widerspricht einer Grundforderung (nicht nur) des Micromounting, nämlich den wissenschaftlichen und ästhetischen Wert des Materials im Originalzustand zu belassen. Die Erhaltung der Matrix und der Begleitminerale ist hierbei unerlässlich. Ihr Geschmack und Ihr handwerkliches Geschick bestimmen am Ende die „Menge“ an Matrix.
Als Micromounter bin ich daran interessiert, mineralogische und geologische Informationen zu erhalten – in einer möglichst ästhetischen und attraktiven Art und Weise.

Materialbergung und schonende Zerkleinerung

Jede Zerkleinerung bedeutet eine nicht unerhebliche Krafteinwirkung auf die Mineralien, besonders wenn die Kristalle freistehend sind. Sind die Kristalle eingewachsen oder sogar komplett überdeckt (z.B. durch eine Calcit-Schicht, die man später wegätzt), so kann man schon mal „härter zur Sache gehen“.

Die Anzahl der Schläge ist stets klein zu halten. Mit jedem Schlag auf das Gestein besteht die Gefahr, dass einzelne Kristallspitzen abbrechen oder die Stufe an einer „unpassenden Stelle“ reißt. Ersteres gilt es stets zu vermeiden – wer investiert Arbeit in ein Stück mit abgebrochenen oder sonst wie beschädigten Kristallen? Beim Reißen des „Objekts der Begierde“ trennen sich die (Ansichts-)Welten. Mikromineralstufen-Sammler versuchen, ein unkontrolliertes Reißen der Stufe zu verhindern, um später gezielt und schonend in Gänze zu formatieren. Dem Micromounter ist es am Ende vielleicht egal, dass eine kleine Druse im Steinbruch in mehrere Teile zerbrochen ist, wenn sich daraus nur einzelne Fragmente mit unversehrten Kristallen innerhalb der vollständigen Paragenese bergen lassen. Das Zerbröseln darf aber nicht provoziert und bewusst angestrebt werden. Zunächst sollte auch hier immer auf die Unversehrtheit eines Objekts geachtet werden.

Viele „Streicheleinheiten“ am Objekt schaden mehr als sie nützen.

 
Eine gute Formatierung beginnt am Aufschluss

Für das Sammeln im Steinbrüchen heißt das konkret: Sammler sollten ihre Funde durch möglichst wenige, gezielte Schläge soweit vorzerkleinern, dass (a) die Stücke transportabel werden und (b) zu Hause nur noch wenige leichte, schonendere Formatierungsanstrengungen notwendig sind. Hier empfiehlt sich ein kräftiger Schlag mit schwerem Werkzeug als ein wiederholtes Herumpickeln mit einem zu leichten Hammer. Bei Bergwerkshalden empfehle ich ohnehin, das Zerkleinern und Formatieren der Stücke zu Hause in aller Ruhe und mit dem richtigen Equipment vorzunehmen.
Leider macht auch hier die Übung den Meister. Viele zerstörte und beschädigte Stufen gehören zum Alltag jedes Sammlers. Der Ärger hierüber hält sich allerdings mit abnehmender Kristall- und Stufengröße sowie zunehmendem Sammleralter in Grenzen.

„Seismologen-Hämmer“ ab 5 kg bringen den richtigen Durchzug
und sind materialschonender als man denkt.

Schon beim Bergen der Minerale für eine gewisse Roh-Formatierung
durch geeignetes Werkzeug sorgen.
Passt: geborgen, grob vorzerkleinert und transportfähig.
Die „Feinarbeit“ beginnt zu Hause.

Einzelnen Techniken zum schonenden Bergen des Materials widme ich einem separaten Posting in der Reihe „Der Micromounter im Gelände“. Demnächst in diesem Blog.


(Wird fortgesetzt)


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