Der
Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum
fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem
Weg dorthin.
(Fortsetzung)
Heute ein paar Zeilen zum Formatieren mit Zangen und Scheren.
Sie kommen zum besonders zum Einsatz, wenn nach dem Trimmen noch geringe Reste der Matrix entfernt werden
sollen. Für solche Feinarbeit – besonders zum Erzeugen einer gewissen
„ästhetischen Balance“ der Ministufe -
sind sogar Präzisions-Trimmer (siehe Posting „MM-Präparation 7“) zu
grob.
Abb. 1. Rabitzzangen
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Prinzipiell bieten sich als zunächst Kneifzangen,
Seitenschneider und Scheren an, die zum Draht-, Drahtstift- und Blechschneiden
eingesetzt werden (Rabitz-, Flechter- bzw. Monierzange, Abb.1). Sie sind unschlagbar
preisgünstig. Das Feinformatieren geht schnell und sauber bei relativ geringem
Kraftaufwand (Hebelwirkung).
Allerdings ist deren Einsatz nur bei weicher Matrix
(Schiefer, Mergel, Kalke u.sw.) vertretbar; der in diesen Werkzeugen verwendete
Stahl ist für die üblichen harten Gesteine zu „weich“. Und: Sofern die zu
formatierenden Stücke keine planen Flächen aufweisen, rutschen die Schneiden
leicht ab und hinterlassen hässliche Schrammen.
Sinnvoller ist hier die
Verwendung von Zangen speziell aus dem Fliesenlegerbedarf. Die Schneiden bestehen meist
aus (öl-)gehärteten, hochlegierten Spezial-Werkzeugstählen in Sondergüte oder
Hartmetalleinsätzen, die lange den hohen Belastungen stand halten. Auch hier
können die Zangenhebel nicht lang genug sein.
Ich persönlich bevorzuge Zangen, bei denen die Schneiden stets
parallel zur Zangendrehachse und zueinander liegen. Beim Schließen sitzen die
Schneiden – trimmertypisch – deckungsgleich aufeinander (Kneif- oder
Beißzangen). Im Gegensatz dazu stehen Scheren (z.B. Seitenschneider). Das
Handling mit diesen Scheren kann sich als schwierig erweisen, denn durch die
hohe Kerbwirkung und dem leicht versetzten Angriff der Schneiden sind
ungewollte Spaltungen der Matrix vorprogrammiert. Der Arbeitsbereich beschränkt
sich meist nur auf die ersten 20% der Schneiden-Spitzen.
Abb. 2. Spezialzangen für Fliesenleger … und:
Mikromineralsammler
|
Harter Schneiden-Werkstoff – meist Wolframkarbid – hat auch
seine Grenzen in der eigenen Sprödigkeit. Besonders das „Abknabbern“ kleiner
Stücke harter Quarzmatrix führt recht schnell zum Verschleiß der Schneiden.
Besonders die Ecken der Schneiden brechen schnell aus. Wählen Sie daher
Werkzeuge ausschließlich zum Bearbeiten von keramischen Fliesen (oder Mosaiken).
Zangen sind kein Ersatz für Trimmer
Das Formatieren mit Rabitz- bzw. Fliesenlegerzangen
erfordert einiges Geschick und ist nur bei kleinen Stüfchen anwendbar, deren
Größe bei max. 2 cm liegt. Zwar lassen sich bei vollständig geöffneten
Schneiden („Maul“) auch größere Rohlinge einspannen, allerdings sind dann die Enden
der Zangengriffe (max. Hebellänge) soweit voneinander entfernt, dass Sie es
nicht schaffen, beide Zangengriffe mit einer
Hand zusammenzudrücken. Ich gehe davon aus, dass auch Sie keine große
„Affenpranken“ haben.
Möglich
wäre es, einen Zangenschenkel bzw.
–griff (und somit eine Schneide) fest
auf dem Untergrund zu fixieren, z.B. festzuklammern oder anzuschweißen. Sie
erhalten dann letztendlich einen „Primitiv-Trimmer“ (Anstelle dessen sollten
sie lieber einen fertigen Präzisions-Trimmer einsetzen).
Abb. 3. Formatieren ungünstig geformter Matrix
(zum Vergrößern bitte anklicken) |
Schweizer Schoki ohne Grip
Knacken, Trimmer und Zangen scheitern öfters bei harten
Rohlingen (Granit, Quarz, Grauwacke), deren gegenüberliegende Flächen nicht
ausreichend parallel zueinander liegen oder durch ihre Form und/oder
Oberflächenbeschaffenheit so widrig sind, dass die gegenüberliegenden Schneiden
keinen rechten „Grip“ finden und unter Druckausübung auf die Oberfläche seitlich
abrutschen (siehe Abb. 3a). Die Folge
ist eine ramponierte Oberfläche der Stufe, öfters auch eine Beschädigung
benachbarter Kristalle und eine signifikante Verschlechterung der Standzeiten
des Schneidegeräts. Rohlingen oder Stufen in Form eines dreiseitigen Prismas
(„Toblerone®-Form“) oder – ganz böse – Tetraeders sind solche gefürchteten
Kandidaten zum Formatieren. Ich säge hier auf beiden gegenüberliegenden Seiten
der Stufe mit einem kleinen Modellbau-Trennblatt eine kleine, nicht sehr tiefe
Nut in Länge der Zangenschneiden-Breite (siehe Abb. 3b). In die gesägten Nuten
greifen später die Schneiden sicher ein. Das seitliche Abrutschen wird
verhindert, der Druckaufbau - und somit der Bruch - erfolgt an der gewünschten
Stelle (vgl. Abb. 3c).
Zangen haben allerdings auch ihre Tücken: Im Normalfall
halten Sie die Zange in der einen, die zu formatierende Stufe in der anderen
Hand. Oft legen Sie diese Hand auch noch schützend um die Stufe, damit deren
Bruchstücke nicht durch den Raum schießen (Handschuhe tragen!). Eine visuelle
Kontrolle des Formatierungsvorganges ist manchmal nur schwer möglich. Auch wird
es Ihnen nicht gelingen, nachdem Sie die Zangenhebel zusammengedrückt haben und
die Stufe an der (hoffentlich) gewünschten Stelle gebrochen ist, die
Schließbewegung der beiden Zangenschneiden sofort
zum Stillstand zu bringen. Es besteht – wie schon bei den hydraulisch
betriebenen Knaggen – die Gefahr eines gewissen Nachlaufens der Schneiden und
somit akute Verletzungsgefahr.
Ich rate daher, Zangen letztendlich nur für den letzten
Feinschliff, zum Abknabbern störender Matrixreste einzusetzen und
Grobformatierungen den Knaggen und Trimmern vorzubehalten. Behalten Sie stets
die Kontrolle über den Schneidvorgang: Stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit
die Zangenschneiden bzw. das Zangenmaul im direkten Blickfeld haben. Dann
werden Sie Zangen als nützliches Werkzeug für die Feinarbeit an
Mikromineralstufen schätzen lernen.
BEIM FORMATIEREN SCHUTZBRILLE TRAGEN!
(wird fortgesetzt)
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