Dienstag, 19. November 2013

MM-Präparation 10: Formatierung (6)



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.

(Fortsetzung)


Über das Sägen von Mineralstufen - egal welcher Größe - mag man geteilter Meinung sein. Für die einen ist es ein Tabu, da hierdurch der optische Gesamteindruck extrem verschlechtert wird, für die anderen ein probates Mittel zum Zweck. Hier muss der Sammler selbst entscheiden, ob und wieweit er plane Flächen schafft. Ein unregelmäßig gebrochener Stein sieht natürlich immer „authentischer“ aus. Bei manchen Bildungen, wie z.B. Kristallisationen in Klüften, die quer zur Gesteinsschichtung liegen (z.B. Gneise, Schiefer), ist ein Sägeschnitt parallel zur Kluftfläche oft das einzige Mittel, die Stufengröße annehmbar zu halten und ein vorhersehbares Zerreißen der Stufe zu verhindern.
Wenn Sie zur Säge greifen, dann sollte die Schnitte später (im montierten Zustand) nicht sichtbar sein.  Mikromineralstufen und Micromounts, die der Form eines Stücks Würfelzucker ähneln, sind „No-Go“. Über einen planen Schnitt an der Unterseite der Stufe, die gleichzeitig als Klebefläche in der Klarsichtbox dient, kann niemand etwas aussetzen, da er später nicht mehr sichtbar ist und ggf. ein Anschleifen überflüssig macht.

Aufgrund der Kleinheit der Objekte wird der Kleinstmineral-Sammler nur selten zur Säge greifen, um sie endgültig zu formatieren. Als Mittel der (Vor-)Zerkleinerung kann sie wertvolle Hilfe leisten, da sie recht schonend arbeitet. Dabei benötigt man keinen aufgeblähten Maschinenpark wie unsere Freunde von der „Achatfront“. Für unsere Zwecke eignet sich (mit geringen Einschränkungen) eine einfache, erschwingliche Fliesenschneidemaschine  (Nassschneider) vom Baumarkt. Die Trennscheibendurchmesser von i.d.R. 180 mm sind für die meisten, uns tangierenden Schnitthöhen ausreichend.  Deren übliche Kombination Diamant-Trennscheibe sowie Wasser als Kühl-und Schmiermittel ist für unsere Zwecke optimal: Gegenüber gezahnten Scheiben weisen sie eine geringere Neigung zum Zusetzen auf; ein Berühren des laufenden Blattes ist gefahrlos – ein wichtiger Aspekt, da wir die kleinen Steine beim Schneiden meist in der Hand halten (müssen).
                Wasser ist wahrlich kein optimales Mittel für eine gute Kühlung der Trennscheibe und zur Schmierung. Synthetische Mittel und Öle wären eigentlich besser. Bitte bedenken Sie aber, dass nach dem Trennen ein rückstandsfreies Entfernen der Öle von den Stufen kaum mehr möglich ist; in diesem Fall könnten Sie - sofern Sie noch Ihre Mounts auf Kittbasis erstellen - statt des als „fettfrei“ deklarierten teuren Spezialkittes gleich die preiswerte, fetttriefende Variante aus dem Fensterbau nehmen. Öle/Fette überziehen die Kristalle, dringen in die Matrix ein, zeigen unschöne Flecken und haben die Tendenz, Staub anzuziehen. Vom Inhalieren kleinster Ölnebel mag ich nicht weiter sprechen …
                Reines Wasser als Kühl- und Schmiermittel führt früher oder später zu starker Korrosion der Säge. Deshalb sollten Sie Korrosionsinhibitoren oder -detergenzien zumischen. Führen Sie Probeschnitte an überschüssigem Material aus um zu erkennen, ob nicht das Korrosionsschutzmittel auch für eine „Verschlechterung“ der Stufe sorgt. Hierzu gehört bereits eine sichtbare Abnahme des Glanzes der Minerale.

Als etwas nachteilig kann sich ein nicht durchzugsstarker Antrieb erweisen. Vermeiden Sie ein zu starkes Andrücken des Steins an die Scheibe und achten Sie schon im Vorfeld (Kauf, Ausleihe) auf hohe Leistungswerte des 230V-Motors. Ein eingebaute Fehlerstromschutzeinrichtung mit einem sehr geringen maximalen Ansprechstrom (10 mA, max. 30 mA) ist zum Personenschutz unerlässlich. Bei Neugeräten ist diese Einrichtung vorgeschrieben; leider tümmeln sich auch noch viele Alt- und Selbstbaugeräte auf dem Second-Hand-Markt herum, bei denen man voraussetzt, dass der entsprechende Stromkreis in der Haustechnik abgesichert ist. Sparen Sie nicht an Ihrem Schutz!
                Beim Sägen ist ohnehin Geduld gefragt, ein Verkanten oder Stottern des Sägeblattes ist zu vermeiden. Aber nicht, weil die Sägefläche uneben wird (und ein erhöhter Schleifaufwand die Folge wäre - für uns Micromounter nicht von Bedeutung) oder um das Sägeblatt „schlagfrei“ zu erhalten, sondern weil generell möglichst jede große Erschütterung beim Formatieren vermieden werden muss. Was nützt der schnellste Schnitt, wenn dabei kleine Kristalle sich von der Matrix gelöst haben und später im Sägeschlamm liegen.



Rosasit | (Cu,Zn)2(CO3)(OH)2
FO.: Steinbruch Rohdenhaus | Wülfrath | Nordrhein-Westfalen
Sammlung:  H. Reuter, Luthe | Foto: R. Wölki, Hannover
Bildbreite ca. 15 mm

Der Einsatz von Sägen beim Erstellen von Mikromineralstufen bzw. Micromounts trennt, wie oben angedeutet, die Gemüter. Bei manchen kringeln sich schon beim Gedanken daran die Nägel hoch, manche halten eine Säge für absolut unverzichtbar. Ich stehe dazwischen: Sofern ich den Cut hinterher nicht sehe und die Kristalle nicht leiden, sehe ich den Gebrauch einer Säge als legitim und nützlich an. Gebraucht habe ich sie bis heute eher beim Herstellen kleiner Furchen zum besseren Knacken (vgl. Teil 8), sonst nur wenige Male in über 30 Jahren Sammeltätigkeit.


BEIM FORMATIEREN SCHUTZBRILLE TRAGEN!






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