Der
Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum
fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem
Weg dorthin.
(Fortsetzung)
Über das Sägen von Mineralstufen - egal welcher Größe -
mag man geteilter Meinung sein. Für die einen ist es ein Tabu, da hierdurch der
optische Gesamteindruck extrem verschlechtert wird, für die anderen ein
probates Mittel zum Zweck. Hier muss der Sammler selbst entscheiden, ob und
wieweit er plane Flächen schafft. Ein unregelmäßig gebrochener Stein sieht
natürlich immer „authentischer“ aus. Bei manchen Bildungen, wie z.B.
Kristallisationen in Klüften, die quer zur Gesteinsschichtung liegen (z.B. Gneise,
Schiefer), ist ein Sägeschnitt parallel zur Kluftfläche oft das einzige Mittel,
die Stufengröße annehmbar zu halten und ein vorhersehbares Zerreißen der Stufe
zu verhindern.
Wenn Sie zur Säge greifen, dann sollte die Schnitte später
(im montierten Zustand) nicht sichtbar sein.
Mikromineralstufen und Micromounts, die der Form eines Stücks
Würfelzucker ähneln, sind „No-Go“. Über einen planen Schnitt an der Unterseite
der Stufe, die gleichzeitig als Klebefläche in der Klarsichtbox dient, kann
niemand etwas aussetzen, da er später nicht mehr sichtbar ist und ggf. ein
Anschleifen überflüssig macht.
Aufgrund der Kleinheit der Objekte wird der Kleinstmineral-Sammler
nur selten zur Säge greifen, um sie endgültig zu formatieren. Als Mittel der (Vor-)Zerkleinerung
kann sie wertvolle Hilfe leisten, da sie recht schonend arbeitet. Dabei
benötigt man keinen aufgeblähten Maschinenpark wie unsere Freunde von der
„Achatfront“. Für unsere Zwecke eignet sich (mit geringen Einschränkungen) eine
einfache, erschwingliche Fliesenschneidemaschine (Nassschneider) vom
Baumarkt. Die Trennscheibendurchmesser von i.d.R. 180 mm
sind für die meisten, uns tangierenden Schnitthöhen ausreichend. Deren übliche Kombination Diamant-Trennscheibe sowie Wasser als
Kühl-und Schmiermittel ist für unsere Zwecke optimal: Gegenüber gezahnten
Scheiben weisen sie eine geringere Neigung zum Zusetzen auf; ein Berühren des
laufenden Blattes ist gefahrlos – ein wichtiger Aspekt, da wir die kleinen Steine beim Schneiden meist
in der Hand halten (müssen).
Wasser
ist wahrlich kein optimales Mittel für eine gute Kühlung der Trennscheibe und
zur Schmierung. Synthetische Mittel und Öle wären eigentlich besser. Bitte
bedenken Sie aber, dass nach dem Trennen ein rückstandsfreies Entfernen der Öle
von den Stufen kaum mehr möglich ist; in diesem Fall könnten Sie - sofern Sie
noch Ihre Mounts auf Kittbasis erstellen - statt des als „fettfrei“
deklarierten teuren Spezialkittes gleich die preiswerte, fetttriefende Variante
aus dem Fensterbau nehmen. Öle/Fette überziehen die Kristalle, dringen in die
Matrix ein, zeigen unschöne Flecken und haben die Tendenz, Staub anzuziehen.
Vom Inhalieren kleinster Ölnebel mag ich nicht weiter sprechen …
Reines
Wasser als Kühl- und Schmiermittel führt früher oder später zu starker
Korrosion der Säge. Deshalb sollten Sie Korrosionsinhibitoren oder -detergenzien
zumischen. Führen Sie Probeschnitte an überschüssigem Material aus um zu
erkennen, ob nicht das Korrosionsschutzmittel auch für eine „Verschlechterung“
der Stufe sorgt. Hierzu gehört bereits eine sichtbare Abnahme des Glanzes
der Minerale.
Als etwas nachteilig kann sich ein nicht durchzugsstarker
Antrieb erweisen. Vermeiden Sie ein zu starkes Andrücken des Steins an die
Scheibe und achten Sie schon im Vorfeld (Kauf, Ausleihe) auf hohe Leistungswerte
des 230V-Motors. Ein eingebaute Fehlerstromschutzeinrichtung mit einem sehr geringen maximalen Ansprechstrom (10 mA, max. 30 mA) ist
zum Personenschutz unerlässlich. Bei Neugeräten ist diese Einrichtung
vorgeschrieben; leider tümmeln sich auch noch viele Alt- und Selbstbaugeräte
auf dem Second-Hand-Markt herum, bei denen man voraussetzt, dass der
entsprechende Stromkreis in der Haustechnik abgesichert ist. Sparen Sie nicht
an Ihrem Schutz!
Beim
Sägen ist ohnehin Geduld gefragt, ein Verkanten oder Stottern des Sägeblattes
ist zu vermeiden. Aber nicht, weil die Sägefläche uneben wird (und ein erhöhter
Schleifaufwand die Folge wäre - für uns Micromounter nicht von Bedeutung) oder
um das Sägeblatt „schlagfrei“ zu erhalten, sondern weil generell möglichst jede
große Erschütterung beim Formatieren vermieden werden muss. Was nützt der
schnellste Schnitt, wenn dabei kleine Kristalle sich von der Matrix gelöst
haben und später im Sägeschlamm liegen.
Rosasit |
(Cu,Zn)2(CO3)(OH)2
FO.: Steinbruch Rohdenhaus | Wülfrath | Nordrhein-Westfalen
Sammlung: H. Reuter,
Luthe | Foto: R. Wölki, Hannover
Bildbreite ca. 15 mm |
Der Einsatz von Sägen beim Erstellen von Mikromineralstufen
bzw. Micromounts trennt, wie oben angedeutet, die Gemüter. Bei manchen kringeln
sich schon beim Gedanken daran die Nägel hoch, manche halten eine Säge für absolut
unverzichtbar. Ich stehe dazwischen: Sofern ich den Cut hinterher nicht sehe
und die Kristalle nicht leiden, sehe ich den Gebrauch einer Säge als legitim
und nützlich an. Gebraucht habe ich sie bis heute eher beim Herstellen kleiner
Furchen zum besseren Knacken (vgl. Teil 8),
sonst nur wenige Male in über 30 Jahren Sammeltätigkeit.
BEIM FORMATIEREN SCHUTZBRILLE TRAGEN!
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