Sonntag, 6. Februar 2011

Radioaktive Mineralien (1)


In der unbelebten Natur kommt eine Vielzahl von Mineralien vor, die radioaktive Isotope unterschiedlicher Elemente enthalten. Besonders sind hier die Verbindungen des Urans und des Thoriums zu nennen, die ein erhöhtes Gefährdungspotential für alle Lebewesen besitzen.
Dummerweise aber sind vor allem die farbenprächtigen sekundären Uranmineralien bei uns Mikromineral-Sammler äußerst beliebt. 

Was also tun?
Manche Publikation rät dazu, diese Mineralien erst gar nicht zu sammeln. Je nach Sammelschwerpunkt ist dieses kein einfaches Unterfangen. Besonders der Komplett-Systematiker müsste hiernach auf über fast 400 verschiedene Minerale verzichten. Sein Sammlungsziel ist demnach schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.
Eine "Abhilfe" zur Gefahrenreduzierung beim Umgang mit radioaktiven Mineralen ist in der Einhaltung besonderer Vorsichtsmaßnahmen zu sehen. Neben der Reduzierung/Vermeidung der auf den Körper von außen einwirkenden Strahlung (sog. "äußere Exposition") ist der Verhinderung einer Inkorporation (sog. "innere Exposition") besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

In dem meisten Fällen ist nicht das Uran selbst die Hauptquelle der Strahlung, sondern die Gesamtheit der beim radioaktiven Zerfall entstehenden Element-Isotope. Hier ist besonders das Radon zu nennen. In schlecht gelüfteten Räumen, bevorzugt in Kellern, reichert sich das radioaktive Gas an und entfaltet nach Einatmen seine schädliche Wirkung im Lungengewebe.


Uranopilit, Nièvre, Frankreich. Bildbreite 2 mm, Foto/Diascan & Samml. L.Simal

In manchen Ländern ist für Lagerung, Ausstellung, Bezug und Abgabe radioaktiver Mineralien und Gesteine zwingend eine staatliche Genehmigung notwendig, wenn hierbei definierte Freigrenzen überschritten werden. So gibt z.B. die Schweiz als Aktivitäts-Grenzwert für Uran 400 kBq und für Thorium 6 kBq an. Unter der Annahme, dass etwa 1% des Minerals aus natürlichem Uran bzw. Thorium besteht, kommt es zu einer Massenbegrenzung für beide Elemente, wie folgt:
Maximale Masse des Thorium-Minerals: 1 kg
Maximale Masse des Uran-Minerals: 10 kg
Der Anteil von Uran im Mineral Uraninit (Pechblende, UO2) beträgt über 88%. Rechnen Sie sich aus, wie schwer Ihr Pechblendebelegstück sein darf, um unterhalb der Freigrenze zu liegen …

Mehr zum Strahlenschutz hier

Auch wenn ernsthafte Mikromineral-Sammler und Micromounter einige Mengen anhäufen können, ehe sie irgendwelche Grenzwerte erreichen, sollten alle Mineralsammler folgende operationelle Vorsichtsmaßnahmen für einen sachgemäßen Umgang mit unseren strahlenden Schätzchen unbedingt befolgen:

  1. Sammeln Sie möglichst kleine Stücke (Für uns Mikromineralsammler kein Problem).
  2. Radioaktive Stücke sollten nicht zerkleinert, angeschliffen oder abrasiv bearbeitet werden. Jede unnötige Zerkleinerung und Partikel-Bildung und –Verteilung ist zu vermeiden. Falls es doch erforderlich ist, verlagern Sie wenn möglich Ihre Arbeit ins freie Gelände und tragen Sie dabei einen geeigneten Atemschutz. Die Stufen sollten dabei angefeuchtet werden. Staub und Gesteinssplitter sollten feucht gebunden und entsorgt werden. 
  3. Reinigen Sie nach dem Hantieren mit radioaktiven Gesteinsproben Haut, Haar, Kleidung, den Arbeitstisch und alle verwendeten Geräte sehr sorgfältig. Radioaktive Mineralien sollen im Allgemeinen möglichst wenig in den Händen gehalten werden. Tragen Sie Einweg-Handschuhe! Berühren Sie auch damit nur das Nötigste, nicht aber offenliegende Hautpartien und Haare. Auch Ihre Kleidung sollte unangetastet bleiben. Gebrauchte Handschuhe entsorgen Sie am besten in einer Plastiktüte. 
  4. Beim Hantieren mit radioaktiven Substanzen niemals zeitgleich essen, trinken und rauchen! Die Finger sind stets vom Mund entfernt zu halten. 
  5. Radioaktive Mineralien gehören unter Verschluss (Vitrinen, Sammlungsschränke). Sorgen Sie dafür, dass Unbeteiligte - insbesondere Kinder - keinen Zugang zu radioaktiven Proben haben und sich in deren Nähe nur kurz aufhalten
  6. Bewahren Sie die Stücke in dicht verschlossenen Behältnissen zur Verminderung von Staub- und Radonaustritt auf. Plastikdosen schwächen Alpha- und Betastrahlung gut ab. Behältnisse mit starken Gammastrahlern ggf. mit Blei umhüllen. Nach Möglichkeit sollen radioaktive Mineralien mit einem Plastikspray überzogen werden. 
  7. Die Stufen sind in gut durchlüfteten Räumen zu lagern oder auszustellen. Lüften Sie Räume, in denen sich stark Radon-exhalierende Proben befinden, gezielt, besonders gut und häufig. Verbannen Sie das radioaktive Material aus Wohn- und Schlafräumen bzw. öffentlich unkontrolliert zugänglichen Räumen. Öffnen Sie das Behältnis nicht in geschlossenen Räumen. Radon migriert: die Lagerung im Kellerraum oder direkt angebauten Garagen ist zu vermeiden.
  8. Alle Behälter müssen deutlich als radioaktiv gekennzeichnet sein.  Der für die Lagerung dieser Quellen vorgesehene Ort (auch Vitrinen) ist ebenfalls deutlich zu kennzeichnen.
  9. Vermeiden Sie einen längeren Aufenthalt und die unmittelbarer Nähe von radioaktiven Mineralien – ganz besonders bei größeren Stücken oder ganzen Sammlungen. Die Strahlenexposition sinkt quadratisch zur Entfernung. Entnehmen Sie das Probebehältnis nur bei akutem Bedarf. Radioaktive Mineralien dürfen nicht in den Taschen von Kleidungsstücken herumgetragen werden. Positionieren Sie die Stufen in zweiter Reihe im Rückraum der Vitrine.
  10. Weisen Sie bei jeglicher Weitergabe radioaktiver Minerale  - Geschenk, Tausch oder Verkauf – auf die Gefahren und gesundheitsschädlichen Wirkungen dieser Proben hin. Händler sind verpflichtet, Ihre Ware entsprechend zu deklarieren. Ware auf Verkaufstischen soll vor freiem Zugriff - besonders Unbefugter - wirkungsvoll geschützt sein.  
  11. Erkundigen Sie sich beim Versand radioaktiver Minerale mit der Post über die einzuhaltenden Bestimmungen. Planen Sie größere Mengen auf der Straße zu transportieren, so sind ggf. besondere Beförderungs- und Kennzeichnungsvorschriften einzuhalten. An manchen Staatsgrenzübergängen sind Detektoren installiert. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie nach einer Sammelreise im Ausland gezwungen werden, Ihren Kofferraum zu öffnen und die Sachen herauszugeben. Gleiches gilt für Flughäfen. 
  12. Kontrollieren Sie möglichst regelmäßig die Dosis-Leistung ihrer Proben mit zugelassenen Strahlungsmessgeräten.
 

2 Kommentare:

  1. Eine ganz frische Ergänzung zu Pkt. 11 der Vorsichtsmaßnahmen:

    http://www.mindat.org/article.php/1248/Radioactive+Mineral+Detection+on+Highways

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  2. Es ist verboten,radioaktives Material mit der Post zu versenden!

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