Montag, 31. Januar 2011

Wissensdatenbank Earth's Core



Eine gute Ergänzung zu den Mineralien-Onlinedatenbanken - ich möchte nur die Bekanntesten Mindat.org, webmineral.com und mineralienatlas.de hier aufführen - stellt das englischsprachige Computerprogramm "Earth's Core" dar. Es wendet sich an alle, die sich für Gesteine, Edelsteine und Minerale interessieren. Und: Es ist gratis!

Screenshot (Quelle: hier)

In der nicht mehr ganz so taufrischen Version 1.1 (aus 2008) sind über 600 unterschiedliche Minerale, 300 Edelsteine und 200 Gesteinsarten detailliert beschrieben und auf ca. 2100 Fotos dargestellt. Es enthält ein Glossar mit ca. 900 Begriffen und verfügt über eine komfortable Volltextsuche. Darüber hinaus ist ein umfangreiches Periodensystem der Elemente hinterlegt, das mit detaillierten Informationen und Bildern zu allen Elementen aufwartet. Der Anwender kann das Programm mit eigenen Daten ergänzen.

Es wurde entwickelt für Windows XP, Windows Vista 32 Bit, Windows7 32 Bit. Der Autor Paul Alan Freshney gibt als weitere Mindestanforderungen eine Bildschirmauflösung von 1024 x 768 Pixel sowie mind. 70 MB freier Festplattenspeicherplatz an.
Weitere Informationen gibt es hier.

Der direkte Link zum Download

Anmerkung: 
Das Programm befindet sich auch auf der DVD "Software-Kollektion 8" der Zeitschrift c't, Ausgabe 26/2010.


Freitag, 28. Januar 2011

Kennen Sie Smorf?



Vielleicht sind Ihnen auf den Webseiten der Internet-Datenbanken Mindat und Mineralienatlas die animierten Darstellungen einiger Kristallzeichnungen aufgefallen. Dahinter steckt "Smorf Java Crystals", ein ausgeklügeltes Kristall-Zeichenprogramm, das 3D-Strukturzeichnungen in Form eines interaktiven Java-Applets auf dem Monitor darstellt. Es wurde von den niederländischen Brüdern Mark und Luc Holtkamp entwickelt.

Die derzeitige Programmversion beinhaltet eine Datenbank mit ca. 600 Kristallen. Hieraus werden unter Zuhilfenahme von Raytracing-Algorithmen und Faltmodell-Generatoren  knapp 1000 Stück 3D-Abbildungen von Einzelkristallen und Zwillingsbildungen der 350 unterschiedlichen Mineralarten generiert, die man auf deren Webseite abrufen und interaktiv gestalten kann. Daneben können 48 grundlegende Kristallformen und alle Punktgruppen animiert dargestellt werden. Eine Suchfunktion hilft beim Auffinden Ihres Lieblingsminerals.

Ich empfehle den direkten Weg: Auf der smorf-Webseite müssen Sie im Gegensatz zu den o.g. Datenbanken keine langen Wege (mit dem Klicken durch etliche Seiten von einem Mineral zum nächsten) gehen. Hier ist alles übersichtlich zusammengefasst.



Beispiel: Calcit. Kontaktzwilling nach {0001}. Momentaufnahme und Menü.
Mit freundlicher Genehmigung von M. Holtkamp


Zur Darstellung des Applets im Browser ist die installierte Java Runtime Umgebung  notwendig. Diese können sie im Bedarfsfall von der smorf-Webseite durch Anklicken des oberen rechten Logos oder direkt bei Sun kostenlos erhalten .

Das Aplett gibt es je nach Bildschirmauflösung und Computerleistung in drei Varianten (small, medium oder large), die Sie im Menu links wählen. Die Kristalle können in Transparenz, Kantendicke usw. verändert, mehr oder langsam rotieren gelassen und mit ergänzenden Angaben zu Miller'schen Indices und Drehachsen versehen werden. Der Blickwinkel ist dabei durch Mausbedienung völlig frei wählbar.
Hinweis: Alles Material auf dieser Seite unterliegt einem Urheberrecht und ist entsprechend geschützt.

Chapeau! - Den Gebr. Holtkamp aus den Niederlanden sei gedankt für diesen großartigen Job. Gerne wünscht man sich eine Fortsetzung der Programmierarbeiten und sogar eine käufliche Variante.
Neben der wissensvermittelnden Komponente der Darstellung kommt auch beim Bedienen des wirklich beeindruckenden Applets sehr viel Spaß auf. Soviel Freude hat Kristallographie noch nie gemacht. Probieren Sie es einmal auf der smorf-Webseite aus. 
Es lohnt sich.

Samstag, 22. Januar 2011

Von den Vorteilen Mikrominerale und Micromounts zu sammeln (5)


== Fortsetzung von Teil 4 und Schluss ==


Aber Mikrominerale und Micromounts bieten noch weitere, sehr wichtige Vorteile:


11.  Ganzjährige Aktivität

„Aktivität ist nun einmal die Mutter des Erfolgs.“ (Claude-Adrien Helvetius, 1715 - 1771, frz. Philosoph).
Sammler, die im Gelände ihr Glück versuchen, werden beim Suchen zum größten Teil vom Nervenkitzel des (Erst-)Entdeckens getrieben. Mikromineralsammler und Micromounter mit einem guten Gesteinsvorrat im Stock unterliegen dabei nicht den Zwängen einer Sammelsaison im freien Gelände: Egal, welche klimatischen Bedingungen draußen herrschen, bei Regen und Kälte, bei jeder Tages- und Nachtzeit, er schnappt sich eine Gesteinsprobe aus seinem Lager, bewertet deren Qualität, knackt die besten Stücke klein und findet (oft) wunderschöne, mit Kristallen ausgekleidete Klüfte, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Er stellt anschließend Sockel her, montiert und beschriftet die Dosen. Der Micromounter kann an jedem Tag der Woche sein Materiallager durchmustern und neues Material finden. Er kann im Kellerraum nach Minerale suchen, auch wenn es 3 Uhr in der Nacht ist und draußen frostige -30 °C herrschen. Es ist ein ganzjähriges Hobby.

Manche Micromounter durchforsten alte Bergbauhalden, Steinbrüche und andere interessante Aufschlüsse, andere haben nie Ihren Schreibtischstuhl verlassen. 

Atakamit, La Farola Mine, Copiapo, Chile. Bildhöhe 4 mm. Samml. & Foto L. Simal


12.  Sammelergebnis und Befriedigung

„Eine Arbeit, die uns Befriedigung gewährt, ist gewiss das beste und solideste Glück.“ (Theodor Storm, (1817 - 1888)
Das Herstellen und Sammeln von Micromounts ist die Möglichkeit, sich intensiv mit seinen Mineralen zu beschäftigen, sie zu bearbeiten und mit ihnen vielfältig zu arbeiten, anstelle sie lediglich kurativ zu verwalten.
Beim eigentlichen "Mounting" sind handwerkliche wie auch künstlerische Fähigkeiten gefragt. Die aktive Gestaltung der "Micros" zur Verdeutlichung spezifischer Eigenschaften oder nur der Schönheit und Perfektion der kleinen Kristalle durch gezieltes Trimmen und spezielle Montagetechniken bei gleichzeitigem Erfüllen ästhetischer Ansprüche an das "Endprodukt" ist eine anspruchsvolle und befriedigende Tätigkeit. (Diesen wichtigen Aspekt möchte an anderer Stelle eingehender thematisieren).

Das Studieren der „Micros“ ist sehr bereichernd und erbauend. Wie an anderer Stelle bereits ausgeführt, steht dem ernsthaften Mikromineral-Sammler ein entschieden größerer Bereich der Mineralien-Welt zur Verfügung, da die meisten Mineralarten ausschließlich in Kleinstkristallen ausgebildet sind und von anderen Sammlern nicht erschlossen werden. Mancher Sammler von kleinformatigen Mikromineral-Stufen legt hiermit seinen Grundstein, ein hervorragender Amateur- oder Profi-Mineraloge zu werden.

In Teil 2, Punkt 5 beschrieb ich die ungleich besseren Fundmöglichkeiten für Mikromineral-Sammler.Mit jeder selbstgefundenen Stufe, mit jedem selbsterstelltem Micromount bauen Sie im Laufe der Zeit eine mehr oder minder persönliche Beziehung auf, eine Beziehung, die Sie durch eingetauschtes oder sogar gekauftes Material kaum bzw. nie werden aufbauen können. Mit selbstgefundenen Stücken sind besondere Erinnerungen, vielleicht eine besondere Exkursion oder nennenswerte Fundumstände verbunden. Wenn Sie eine Mineralstufe kaufen, erinnern Sie sich vielleicht später nur noch an den Preis und den Ort des Erwerbs. Wenn Sie Glück haben, dann ist der Verkäufer auch der Erstfinder und kann Ihnen wenige Details nennen, und so einen Teil seiner Beziehung zu diesem Stück „verkaufen“. Beim Tauschen ist die Chance, eine persönliche Beziehung aufzubauen größer, da der Informationsaustausch mit Ihrem Tauschpartner vielfältiger sein wird.

Rutil auf Hämatit, Steinbruch Kaiserer, Rauris, Österreich. Fund 1981. Bildbreite 4,8 mm

Diese Beziehung und das Erlebnis des selbst Entdeckens (vgl. Pkt. 11) sind elementarste Teile der Befriedigung, die uns diese Leidenschaft, das Hobby Mikrominerale und Micromounts zu sammeln, zu bieten hat. Erneut, wenn auch schon in meinem ersten Post aufgeführt:

„Und doch wage ich zu behaupten, dass in Zukunft für den Amateur-Mineralogen die Micromounts-Sammlung die einzige Möglichkeit sein wird, zu abgerundeten und befriedigenden Sammelergebnissen zu kommen“ (A. Kipfer in: „Der Micromounter“, 1972, S.11)

Damit schließe ich dieses Thema. Es gäbe noch weitere Vorteile zu nennen, aber ich denke, dass die genannten zwölf Hauptgründe ausgereicht haben, Sie überzeugen – entweder Mikromineral-Sammler bzw. Micromounter zu werden … oder zu bleiben.

Sonntag, 16. Januar 2011

Von den Vorteilen Mikrominerale und Micromounts zu sammeln (4)


== Fortsetzung von Teil 3  ==


Nun möchte ich einige praktische Gründe ins Feld führen.


9. Platzsparende Unterbringung

Ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil, Mikromineralien bzw. Micromounts zu sammeln, ist der geringe Platzbedarf für die Unterbringung der kleinen Sammelobjekte. In einem gewöhnlichen Herrenhalbschuh-Karton finden über 400 Micromounts ihr Zuhause. Handelsübliche, ordnerhohe Büroboxen für Formulare im A4-Format bieten für fast 1000 Plastikdöschen ausreichend Platz. Die Aufbewahrungsschränke können klein, einfach ausgestattet und somit kostengünstiger sein. Das Problem der räumlichen Unterbringung ist daher vernachlässigbar.
Manche Mitbewohner stört der stete, oft aufdringliche Anblick unzähliger Großstufen und „Türstoppern“ in der eigenen Wohnung. Kleine Schachteln mit einer Vielzahl von Kleinststufen und Micromounts kann man zur Not unauffällig unter dem Bett verstauen. Der Familienfrieden ist gerettet.
Ihre Ausrüstung passt auf einen normalen Schreibtisch. Wenn Sie im Platz eingeschränkt sind, ermöglicht Ihnen das „Micromounting“, sich an der Schönheit der Minerale und am Sammelspaß auch ohne Werkstätte oder einen Hobbyraum zu erfreuen. Das Sammeln von Micromounts ist daher (nicht nur) für Mieter oder Besitzer kleiner Appartementwohnungen ideal.


De li monetieri, e de le monete. (*)


10. Geringe Beschaffungskosten

Fast alle Micromounter sind bestrebt, Minerale zu tauschen, um ihre Sammlung zu erweitern. Der Tausch von Micromounts sollte eine Kerneigenschaft dieser Sammelform sein. Das Tauschen von Mikromineralien und Micromounts ist – auch über großen Entfernungen hinweg – einfach zu bewerkstelligen. In Mitteleuropa ist die Tauschbereitschaft leider nur unzureichend entwickelt. Nur langsam weicht der direkte Verkauf dem Tausch unter Sammlern.
Die relativ unkompliziert durchzuführenden Tausch“geschäfte“ führen nicht nur zur Erweiterung der eigenen Sammlung, sondern dienen - ebenso wichtig – auch als wertvolle Kontaktmöglichkeiten mit gleichgesinnten Amateur-Mineralogen. Diese Möglichkeit sollte man als ernsthafter Sammler unbedingt nutzen.
Der Versand von Tauschmaterial ist erschwinglich. Der Versand von 25 Micromounts nach Übersee kostet als Post-Maxibrief (500 g) derzeit 6,-- Euro. Innerhalb Europas bringen Sie für diesen Preis die doppelte Menge auf den Weg. Möchten Sie 15 kg Normalstufen (ca. 20 bis 25 Stück) Ihrem australischen Tauschpartner senden, sind Sie momentan mit 85,-- Euro dabei.   


De gli orefici (*)

Als Sie zuletzt zu Ihrer durchschnittlichen Haus-und-Wiesen-Mineralbörse gingen, sind Ihnen da unzähligen Tische mit schönen Schaustufen zur kostenlosen Mitnahme aufgefallen? Nein? Die gibt es dort auch nicht! In den U.S.A., dem Heimatland des „Micromounting“ gehört es zur gängigen Praxis, auf den unzähligen Micromounter-Treffen und -Konferenzen („symposia“) sog. „Giveaway tables“ bereitzustellen. Auf diesen laden Sammler ihr überschüssiges, interessantes Material zur freien Mitnahme durch andere ab; kostenloses, interessantes Material – Geschenkt!
Micromounter sind ein sehr freigiebiger Haufen! Überschüssiges Material wird gerne weggeben - wenigstens in Nordamerika. In unseren Breiten hat die Zahl der reinen Tauschbörsen in den letzten Jahren merklich zugenommen. Ich kann nur hoffen, dass sich die Sitte des Verschenkens auch hier langsam ausbreitet. So manches feine Stüfchen hat seinen Ursprung vom „Giveaway table“.

Auch wenn ich kein Freund des Kaufens von Mineralstufen bin (vgl. Pkt.12 im Teil 5), soll nicht unerwähnt bleiben, dass präparierte Mikromineral-Stufen und Micromounts beim Händler viel billiger angeboten werden als größere Mineralstufen. Die normale Preisspanne bewegt sich zwischen 0,50 und 4,00 Euro für jedes Micromount. Ungewöhnlich schöne oder relativ seltene Exemplare gehen allerdings auch schon für 10 bis 20 Euro über die Ladentheke. Der Preis einer guten Schaustufe reicht manchmal aus, eine komplette Micromount-Sammlung zu kaufen.

Die Kosten für ein gutes (!) Binokular und eine ordentliche Lichtquelle mögen anfangs happig erscheinen, aber nach der notwendigen Anschaffung ist man gut gerüstet und hat nur noch geringe Folgekosten zu erwarten.


== Wird mit Teil 5 hier fortgesetzt ==



(*) Alle obigen Holzschnitte sind entnommen aus: OLAUS MAGNUS, Historia delle genti et della natura delle cose Settentrionali …(Venezia 1565)

Mittwoch, 12. Januar 2011

Von den Vorteilen Mikrominerale und Micromounts zu sammeln (3)


== Fortsetzung von Teil 2 ==

Für das Sammeln von Kleinststufen, Mikromineralen und das Herstellen von Micromounts sprechen weitere gewichtige Gründe, die ich hier anführen möchte:


6. Vielfalt (1)

„Abwechslung ergötzt.“ (Euripides, 480 - 407 v.Chr., griech. Tragödiendichter)
Die überwiegende Mehrheit der heute über 4100 bekannten und als eigenständige Arten anerkannten Minerale bilden keine Kristalle, die man deutlich mit dem bloßen Auge erkennen kann. Für den Sammler großer Stufen bzw. Kristalle stehen vielleicht gerade einmal wenige hundert Arten zur Verfügung. Diese kann man beim Gang über jede Mineralienbörse erblicken: Aneinandergereihte Tische mit nur einer geringen, eher langweiligen Vielfalt; Quarz, Fluorit, Calcit, Feldspäte und Berylle - wohin man auch sieht.
Dem Mikromineral-Sammler erschließen sich ganz andere Welten. Er hat die Möglichkeit, annähernd alle Minerale kennen zu lernen. Viele Minerale bleiben aber auch uns verborgen, denn die üblichen optischen Hilfsmittel eines Sammlers reichend nicht aus, diese zu entdecken und zu beschreiben.
Mikromineral-Sammler und Micromounter sind mit weit mehr Seltenheiten vertraut als Sammler von Normal-, Hand- und Schaustufen. Die Chance, neue, bislang unbekannte Minerale entdecken zu können, stellt sich nur ihm: Fast sämtliche neu identifizierten Minerale werden in mikroskopischer Größe gefunden. Die Chance, eine umfangreiche und aussagekräftige Systematik-Sammlung aufzubauen, wird daher nur dem Mikromineral-Sammler oder Micromounter geboten. Es ist nicht ungewöhnlich für einen Micromounter, über 1000 unterschiedliche Mineralarten in seiner Sammlung zu haben.
In sich geschlossene Lokal-Sammlungen, die die komplette Paragenese einer einzigen Fund- oder Lagerstätte beinhalten, sind i.d.R. ohne die kleinformatigen Mikromineral-Stufen nicht denkbar.

De la distinzione de le vene minerali. (*)
 
7. Vielfalt (2)

„Abwechslung in den Speisen mehrt den Appetit.“ (Pietro Aretino, 1492 - 1556, ital. Schriftsteller)
Für kuriose Bildungen und Seltsamkeiten sind Micromounts/Mikrominerale unübertroffen. Und: nirgendwo anders kann ich mehr Ausbildungsvarianten - auch innerhalb einer Mineralart - entdecken.
Bizarr anmutende haarförmige Büschel, Locken, Ringe und Spiralen, sonderbar aufeinander aufgespießte Kristalle, Szepter, Zwillinge und Mehrlinge, seltene Kristallflächen, eigenartig ineinander gewachsene Kristallgruppen, Kristalleinschlüsse (fest/flüssig) usw. bleiben meist dem Micromounter vorbehalten. Der reine „Makro-Sammler“ kann die wundervolle Vielfalt der Mikrokristallwelt kaum vorstellen (vgl. auch 1., hier).


De la distinzione de' metalli fusili. (*)
 
8. Fälschungssicher

Täuschung ist sicherlich typisch für die Menschen. (Publius Terentius Afer, 195 - 159 v. Chr., röm. Dichter)
Das Thema Fälschungen im Mineralreich hatte ich bereits in meinem 5. Post behandelt. Wenn eine größere Geldmenge für eine feine Schaustufe die Hände wechselt, dann sollte man sehr achtsam sein, dass die Stufe nicht verändert oder in gewisser Weise sogar gefälscht ist. Das Fälschen von Micromounts ist nicht nur extrem selten, sondern fast unmöglich, da das Mikroskop z.B. Klebestellen aufzeigt, wo sie nicht sein sollten. Reste von Chemikalien und Ölen sind ebenfalls leicht erkennbar. 

De l'arte & l'ingegno de' Fabri. (*)


== Wird mit Teil 4 hier fortgesetzt ==


(*) Alle obigen Holzschnitte sind entnommen aus: OLAUS MAGNUS, Historia delle genti et della natura delle cose Settentrionali …(Venezia 1565)

Dienstag, 11. Januar 2011

Von den Vorteilen Mikrominerale und Micromounts zu sammeln (2)


== Fortsetzung von Teil 1 ==


3. Unversehrtheit / besserer Erhaltungszustand

Micromounter und Mikromineral-Sammler haben sich daran gewöhnt, makellose Kristalle und unversehrte Kristallbildungen zu betrachten.
Mikro-Kristalle sind gegenüber größeren Kristallen im Allgemeinen besser erhalten und am ehesten völlig unversehrt. Während diese, meist in kleinen Klüften und Hohlräumen der Matrix gut geschützt, das Bergen, Einpacken und Transportieren schadlos „überleben“, kommen deren „größere Kollegen“ öfters angebrochen und angemackt (engl.: „dinged“) daher. Die Chance, beim Sammeln einen größeren Kristall unwiederbringlich zu beschädigen bzw. diesen schon mit sichtbaren Schadensspuren aufzufinden, ist entschieden größer.
Daran knüpft sich nahtlos der nächste Grund an:


4. Geringer Aufwand im Gelände

Der Normalstufensammler muss einen entschieden höheren Verpackungsaufwand treiben, um seine gefunden Schätze ohne (weitere) Beschädigung nach Hause zu bringen. Mikromineral-Sammler haben es da leichter.
Befinden sich die Kristalle ungeschützt auf der Gesteinsoberfläche, so reicht das einmalige Einschlagen der Stufe in Papier in der Regel aus, da auch die Stufen kleiner und leichter sind. Ganz Pfiffige benutzen Abfallverpackungen aus Industrie und Handel, die einen weiteren Schutz der Stüfchen überflüssig machen. Bei freistehenden, empfindlichen Kristallen hingegen sind die Methoden der „Normalos“ allerdings zu übernehmen.

Sehr viele von uns verzichten sogar auf eine Verpackung, da unsere Strategie im Gelände dieses nicht mehr erfordert. Vieles – wenn nicht alles – nehmen wir „auf Verdacht“ mit und zerkleinern die Proben erst unter kontrollierten Bedingungen zu Hause. Transportschäden werden damit minimiert oder ausgeschlossen. Die „Verpackung“ besteht sehr oft aus einem Eimer oder Korb, in der die Fundstücke wahllos zusammengewürfelt ein kleines Haufwerk bilden: Unser Erkennungszeichen…  
Das Motto lautet hier: „Verpackst Du noch, oder suchst Du schon/weiter?“ Einem Mikromineral-Sammler steht meistens mehr Zeit für die eigentliche Suche am Aufschluss zur Verfügung.

De mineris, et earum inventione. (*)
 
5. Bessere Fundmöglichkeiten

Es ist einer der „gewichtigen“ Gründe.
In meiner langjährigen „Sammler-Karriere“ bin ich sehr selten ohne befriedigende Funde heimgekehrt. Das wäre an sich nicht weiter schlimm gewesen und gehört beim Sammeln von Objekten in und aus der Natur dazu. Allerdings blicke ich seit vielen Jahren immer öfters in die frustrierten Gesichter der Normalstufen-Sammler“, die ohne bzw. ohne nennenswerte Funde einen Aufschluss verlassen, während sich die Eimer meiner Mikromineral-Sammlerkollegen an gleicher Stelle immer noch unaufhörlich füllen und gute Stüfchen versprechen. Exzellentes Mikro-Material kann an Fundstellen gesammelt werden, die für Sammler größerer Exemplare gar nichts (mehr) bereithalten.
Sicherlich, auch ich lasse keine Normal- oder Großstufe liegen, wenn ich eine entdecke und diese mehr oder minder schadlos bergen kann. Wenn ich resümiere, dann hat sich mir in den letzten Jahren und Jahrzehnten diese Gelegenheit immer seltener ergeben.

Ein großes Potential an Fundmöglichkeiten ergibt sich für uns an Aufschlüssen, die niemals bei Normalstufen-Sammlern auf dem Programm standen: Sand-, Granitgrus- und Kiesgruben, Strände und Ufer. Auch Tongruben und Steinbrüche, die als Fossil-Fundstelle bekannt sind, können beeindruckendes Mikromineral-Material, z.B. in Fossil-Hohlräumen, liefern. Selbst Gleisschotter kann interessant sein.

Mikromineral-Sammler finden interessantes Material fast überall. Die Fundmöglichkeiten sind selbst auf Bergwerkshalden, die auf seit Jahrzehnten als abgesucht und steril angesehen werden, gegeben. Allerdings verringert sich die Anzahl aller Aufschlüsse ständig, während sich der Aufwand zum Auffinden guter Kleinkristalle erhöht. Das muss man ehrlicherweise zugegeben. Aber davon ist der Normalstufen-Sammler auch und in meinen Augen stärker betroffen als der Kleinstmineral-Sammler. 

De metallicis Demonibus. (*)

Immer noch nicht überzeugt? Hier, im Teil 3 folgen weitere, gute und handfeste Gründe, Mikromineralien zu sammeln und diese zur Herstellung von Micromounts zu verwenden.

== Wird mit Teil 3 fortgesetzt ==
 


(*) Beide obigen Holzschnitte sind entnommen aus: OLAUS MAGNUS, Historia de gentibus Septentrionalibus … (Antuerpiae 1562)

Sonntag, 9. Januar 2011

Von den Vorteilen Mikrominerale und Micromounts zu sammeln (1)


Nicht jede Mikromineral-Stufe ist ein Micromount. Jedes Micromount per Definition sollte aber eine Mikromineral-Stufe sein (vgl. hierzu mein zweites Post „Was sind eigentlich Micromounts?“ vom 1.November 2010).

Weitergeführt bedeutet dieses, dass nicht jeder Mikromineral-Sammler gleichzeitig auch ein „Micromounter“ ist. Der US-amerikanische Micromounter Tom Trebisky hat auf seiner Webpage diesen Unterschied deutlich herausgearbeitet, in dem er schreibt (*):


„Some people study and collect micro minerals, not making permanent mounts or trimming material to fit in a certain size of box. This is perfectly fine. Such people often like to call themselves "micro mineral collectors" to make clear that they are not making permanent mounts.”
Übersetzt:
Einige Leute studieren und sammeln Mikrominerale, ohne dabei dauerhafte Montagen herzustellen oder das Material zu formatieren, damit es in gewisse Dosengrößen passt. Das ist ausgezeichnet. Solche Leute bezeichnen sich öfters selbst als „Mikromineral-Sammler“ und stellen damit klar, dass sie keine dauerhafte Montagen (i.e. Micromounts) machen.

Leider wird dieser Unterschied im deutschsprachigen Raum gerne verwischt: Bei uns ist jeder Mikromineral- oder Kleinstufen-Sammler automatisch ein Micromounter; jede kleinformatige Mineralstufe ist bei uns ein Micromount; Micromounts werden bei uns in der Natur gesucht, gefunden und aufgesammelt. Das ist natürlich alles falsch.

Im angelsächsischen und romanischen Sprachgebiet wird dagegen sauber unterschieden. Wir sollten es auch tun. Übrigens: Micromounts werden hergestellt und liegen nicht am Wegesrand.

Dioptas.  Omaue Mine, Kunene (Region), Namibia. Bildbreite 4,0 mm


Gegenüber größeren Mineral­-Aggregaten hat das Sammeln von Kleinststufen und Mikrominerale sehr viele Vorteile. Die Frage „Warum habe ich gerade diese Art des Mineral-Sammelns gewählt“ beantworten passionierte Mikromineral-Sammler und Micromounter auf ähnliche Weise. Der Micromounter geht allerdings hier entschieden weiter und kann zusätzliche, handfeste Gründe für das „Micromounting“ – über das Sammeln von Mikromineralien hinaus - anführen. Ich möchte die wichtigsten Gründe für interessierte Neulinge und Sammler daher aus der Sicht eines Micromounters zusammenfassen:


1. Der Überraschungseffekt

„Stets findet Überraschung statt. Da, wo man’s nicht erwartet hat“ (Wilhelm Busch)
Herr Trebisky (s.ob.) trifft mit seiner verblüffenden einfachen Antwort den Nagel auf dem Kopf:
Schau‘ durch ein Mikroskop! Betrachte einiges gute Mikromineral-Material und es wird Dich aus den Socken hauen. Finde einen freundlichen, aufgeschlossenen Micromounter und frage ihn oder sie, Dir einige nette Dinge zu zeigen. Das Nächstbeste wird es sein, sich einige gute Fotos anzuschauen, die durch das Mikroskop aufgenommen wurden. (…) Du wirst überrascht sein, wie viele spektakuläre Kristalle und schöne Anblicke auf vielen anscheinend gewöhnlichen Stufen versteckt sind.“ (*, Übersetz. a. d. Engl.)
           

2. Perfektion und Ästhetik

„Je edlerer Art das Werk, desto höher der Genuss“ (Arthur Schopenhauer).
Mikromineral-Sammler und Micromounter genießen den ästhetischen Anblick perfekt ausgebildeter Kristalle. Die vollkommensten Kristalle einer Mineralart treten typischerweise in einer Größe unter 1 mm auf, denn je kleiner ein Kristall bzw. eine Kristallgruppe ist, desto fehlerfreier zeigt sich i. A. die kristalline Struk­tur. Mit zunehmender Kristallgröße berühren die Kristallflächen andere Kristalle oder die Wandungen der Hohlräume, in denen sie sich bilden und (behindert) wachsen. Kristalle auf Makrostufen weisen zudem häufig Risse, Brüche, Einschlüsse, Verzerrungen und andere Strukturfehler auf, die oft den sinnlichen Gesamteindruck schmälern.
Ungehindert gewachsene Mikrokristalle sind der absolute Gipfel der Ästhetik.


== Wird mit Teil 2 fortgesetzt ==



(*): mit freundlicher Genehmigung für Zitat und Übersetzung von Tom Trebisky, Tucson.