Donnerstag, 12. Dezember 2013

Mineralogisches Museum Hamburg

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Glück auf!

 

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Dienstag, 26. November 2013

MM-Präparation 14. Reinigung (3)



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.


Herbst- und Winterzeit = Erkältungszeit. Gerne greift man zur Nasensprayflasche vom Arzt oder Apotheker, um die Schleimhäute im verstopften oder triefenden Riechorgan zum Abschwellen zu bringen. Die leeren Pumpsprayflaschen sollten Sie nicht einfach entsorgen, sondern zur Reinigung von Mikromineralstufen einsetzen, wenn sie schon einmal da sind. (Eine weitere bekloppte Idee aus dem Hause Micromounter)


Gegenstand:
Dosierspray-Behälter, 15 ml (Nasenspray)

Einsatzbereich:
Reinigung von kleinen Mikromineralstufen, wo übliche Sprüheinrichtungen zu groß oder zu energiereich sind, oder sich das Eintauchen in die Reinigungsflüssigkeit (oder ein Schwenken darin) verbietet oder keinen Erfolg zeigt. Bevorzugt für empfindliche, nadelige und sonst zerbrechliche Minerale bzw. Kristalle.
Kleinflächige, sanfte Benetzung von Gesteinsproben mit Chemikalien aller Art.

Grundanforderungen:
1. Wiederfüll- und verschließbar.  
Oberteil (Sprühkopf ) und Unterteil (Behälter) müssen lösbar miteinander verbunden sein. Das ist bei manchen Herstellern nicht der Fall; deren vollverschweißten Einweg-Plastikfläschchen sind für unsere Zwecke nicht zu gebrauchen. Sehr gut geeignet sind Klarglasbehälter mit Kunststoff-Spraykopf.
2. Feinster Düsenstrahl.
Für alle Anwendungsfälle gilt: Der erzeugte Flüssigkeitsnebel sollte ziemlich homogen, d.h. die Tröpfchengröße möglichst einheitlich sein. Manche Pumpsprayköpfe liefern ein krudes Gemisch aus zartestem Schleiernebel und einem kontinuierlichem harten Flüssigkeitsstrahl. Solche Düsen sollten wir nicht einsetzen, da der harte Strahl ausreichen kann, um kleine Kristalle abbrechen zu lassen.



Ein ausgewogenes Sprühbild bietet „Nasivin®“ und das Zeug von „ratiopharm®“
bei der Reinigung mit Wasser und Chemikalien


Anwendung:
In Abhängigkeit von Tröpfchengröße und erzielter Austrittsgeschwindigkeit - also der Güte der erfolgten Zerstäubung -  ergeben sich unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten:

Bei der mechanischen Reinigung mit Wasser sollte der durch das Pumpen erzeugte Sprühstrahl nicht zu hart (=gerichtet, geringer Öffnungswinkel des Sprühkegels), aber auch nicht zu fein (=ungerichtet, großer Öffnungswinkel des Sprühkegels) sein. Ein bisschen „Power“ muss schon dahinterstecken, um feine Schmutzpartikel von der Stufe oder den Kristallen wegspülen zu können. Ein feiner Nebel führt zwar zur Benetzung der Probe aber nicht unbedingt zum Ablösen der Schmutzpartikel.
Dieser kommt uns beim Einsatz von verdünnten Säuren und Laugen sowie organischen Lösungsmittel (sofern diese nicht den Kunststoff der Düse angreifen!) gut gelegen. Hierbei benötigen wird keine größere Aufprallenergie der Tröpfchen auf die zu reinigende Oberfläche. Reine Feinst-Zerstäuber, die einen weichen Nebel erzeugen, sorgen für eine vollflächige Benetzung der Oberflächen bei geringstem Chemikalieneinsatz.

Zunächst reinigen wir den Flaschenkörper und den abgeschraubten Pumpsprühkopf gründlich mit Leitungswasser. Das alte Etikett sollte entfernt und die Flasche mit einer neuen, eindeutigen Beschriftung versehen werden. So wissen Sie einerseits, was später eingefüllt wird/ist, und andererseits kommen Dritte nicht in die Gefahr einer Verwechslung (und sich z.B. Salzsäure in die Nase zu sprühen). Am sichersten ist es natürlich, die Fläschchen vor dem Zugriff Dritter zu schützen.
Nach Testen des Zerstäubungsbildes und der Güte der Düse können Sie den späteren Einsatzbereich festlegen (hart/weich – spülen/benetzen). Sollte mit Wasser gereinigt werden, so empfehle ich die Verwendung von destillierten, besser noch: demineralisiertem Wasser.

Zweckmäßig ist es, die zu reinigende Stufe zwischen Daumen und Zeigefinger der einen Hand zu nehmen und mit der anderen Hand gezielte Pumpstöße am Fläschchen auszuführen. Durch Variation des Abstandes zwischen Düse und Kristall können Sie „einstellen“, mit welcher Energie die Reinigungsflüssigkeits-Tröpfchen auftreffen. Bei geringem Abstand ist sie - nachvollziehbarerweise  - am höchsten, gleichzeitig steigt die Gefahr der Beschädigung oder Zerstörung der Stufe. Eine weitere Möglichkeit, auf den Sprühnebel  Einfluss zu nehmen, ist die Geschwindigkeit, mit der man den Pumpmechanismus betätigt. Nach meinen Erfahrungen führt ein zu langsames Drücken des Dosierkopfes zu einem „Heraussabbern“ mit zu hohem „Strahlanteil“ zu Ungunsten des feinen Nebels. Da ist ein wenig Übung und Fingerspitzengefühl gefragt, einen guten Kompromiss zu finden. Ist Ihnen die feste Sprühmenge (Dosierung) je Hub zu hoch, so drücken Sie nicht ganz bis zum Anschlag durch.

Filigrane Agardit-Kristalle (z.B. aus der Grube Clara), kleine Silberbäumchen, feinnadelige Malachit-, Kakoxen- und Weinschenkit-Kügelchen usw. überstehen diese Prozedur i.d.R. schadlos.

Das Benetzen durch andere Chemikalien erfolgt äußerst kleinflächig. Nach einiger Übung werden Sie es schaffen, fein selektiv zu reinigen und Bereiche auszusparen. Das ist vor allem sinnvoll, wenn Sie z.B. nur kleine Partien absäuern wollen.

Alternativen:
Für den Zweck der Benetzung: ausrangierte Parfumflakons mit Zerstäuber; diese gibt es öfters billig vom Flohmarkt (aus Omas Zeiten mit angebauter Pumpblase) oder gleich ganz umsonst, wenn Sie in Drogeriemärkten nach leeren Probefläschen (mit Zerstäuber!) fragen, die im Regal zwischen den unzähligen Parfum-Packungen stehen bzw. kleben. Zum Wegspülen von Schmutzpartikeln eignen sich diese nur selten.

Kosten:
0 bis max. 50 Cent

Vorteile:
Abfallprodukt
geringe Kosten
ausgewogenes, feines Sprühbild
sanfte, stufenschonende Reinigungs“kraft“

Nachteile:
Nicht bekannt



wird fortgesetzt


Montag, 25. November 2013

MM-Präparation 13: Reinigung (2)



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.




Als kleines und praktisches Hilfsmittel bei der Reinigung von Mikromineralstufen können uns ausrangierte Reinigungsbehälter für Kontaktlinsen nützliche Dienste erweisen. Diese Behälter bestehen aus einem hohen(!), transparenten Becherteil und einer Schraubkappe, an der zwei kleine, siebförmige Behälter angeordnet sind, in die man die Kontaktlinsen zum Reinigen einlegt. Nach Einfüllen des Reinigungsmittels bzw. der Salzlösung verschließt  man den Becher durch Drehen der Kappe. Die Kontaktlinsen tauchen nun vollständig in das Reinigungsmittel.
Die kleinen Becher werden bevorzugt für Peroxid-Pflegesysteme in Tablettenform eingesetzt und zeichnen sich durch eine integrierte Entlüftung aus. Manche Schraubkappen haben ein kleines Loch, das durch eine Gummilippe abgedeckt wird. So kann beim Neutralisationsvorgang der sich im Behälter aufbauende Druck ausgeglichen werden, während der Behälter „an sich“ dicht bleibt. Luxusvarianten haben kein „Überdruckventil“, sondern entlüften über spezielle Mechanismen am Behälterrand.
Auch Behälter für Reinigungssysteme mit Neutralisation durch eine am Behälterboden angebrachte Katalysatorscheibe können für unsere Zwecke eingesetzt werden. 
 

Ein Exemplar mit Katalysatorscheibe

zerlegt

Im geschlossenen Zustand

Klappbare Flügel
 
Letztere müssen funktionsbedingt in regelmäßigen Abständen ersetzt werden, da sich die Katalysatorscheibe allmählich „verbraucht“. Behälter für Peroxid-Tabletten werden vom Anwender ebenfalls turnusmäßig ausgetauscht, da der verwendete Kunststoff aufgrund der hohen Druckbelastung und Einsatz aggressiver Chemikalien nach einer gewissen Zeit spröde und rissig wird. Früher oder später landen die Gefäße im Müll.
Oder anders formuliert: Sofern Sie selbst Kontaktlinsenträger sind oder sich in Ihrem Familien- und Bekanntenkreis solche befinden, dann ist für Nachschub an Behälter gesorgt – und zwar kontinuierlich und quasi kostenfrei!
Es bestünde noch die Möglichkeit, diese im Handel zu erwerben. Doch warum hier 2-3 Euro pro Stück bezahlen? Bei der größten Augenoptiker-Filialkette heißt es, „Nulltarif“ wörtlich zu nehmen: Wenn man nett fragt, gibt’s die Döschen auch gratis. Auch eine kleine Email an Linsenreinigungsmittelhersteller mit Bitte um kostenfreie Zusendung einer neuen Dose hilft manchmal Wunder. Also: Irgendwie und irgendwo bekommt man sie umsonst.
Die Zahl der Einsatzfälle ist bei mir recht gering, ist bin bislang mit zwei Behältern klar gekommen. Mit 3 bis 5 Stück haben Sie für Ihr Sammlerleben ausgesorgt.

 

Zwischen Mittelsteg und den beiden klappbaren Siebdeckeln
kommen unsere Mineralproben in das Körbchen
 
So, wie können wir dieses Gefäß zum Reinigen unserer Proben einsetzen? Ich nutze es zum Einlegen kleinster Gesteinsproben in verdünnte Säuren (Salz- und Schwefelsäure) und beim Entfernen von Rostüberzügen mit Natriumoxalat.
Die chemische Beständigkeit der Behälterteile ist dafür meist ausreichend. Trotzdem sollten Sie den Becher in eine Auffangschale stellen, denn so werden auch ggf. beim Druckausgleich austretende Chemikalien sicher gesammelt. Bei der Verwendung von Ammoniak und Salpetersäure kommt es auf die Konzentration und Temperatur an; u.U. machen die Behälter hier schlapp. Im Zweifel erprobieren Sie die Beständigkeit des Bechermaterials in einem Blindversuch.

Dieses Töpfchen hat m.E. einige Vorteile gegenüber dem „normalen“ Einlegen der Proben in Säuren:
  • Geringe Chemiekalienmengen und bessere Ausnutzung durch Wiederverwendung. Häufig wird das Säurebad nach Abschluss der Reinigung weggeschüttet, obwohl es noch für einige weitere Proben ausgereicht hätte. Hier kann man die noch aktiven Reste für den nächsten Gebrauch sauber verschließen und vermeidet Umfüllen.
  • Besseres Handling: Kleinste Gesteinsproben in einem tiefen Säurebad bekommt man zwar leicht hinein, aber nur mit Gefahr der Beschädigung oder Zerstörung wieder hinaus. Schon öfters habe ich beim Herausangeln der Stüfchen mit der Pinzette die gerade freigelegten (=freigeätzten) Kristalle abgebrochen oder filigrane Gebilde zerstört. Durch die Lage im Kunststoffkorb sind sie auch beim anschließenden Klarspülen gut geschützt, auch wenn man hier ebenfalls mit einigen Verlusten wird rechnen müssen. Herausfingern ist ebenfalls riskant, das Gefühl geht in den Schutzhandschuhen verloren.
Das Klarspülen geschieht ebenfalls im geschlossenen Korb, entweder im durchflossenen Behälter oder durch Schwenken in einem anderen (wassergefüllten) Gefäß. So ist die Gefahr des „Wegspülens“ der gereinigten Probe oder der reibende Kontakt mit benachbarten ausgeschlossen.


Platz schaffen!

Die Körbchen sind zur Aufnahme von Kontaktlinsen konzipiert. Zwischen dem bikonvex geformten Mittelsteg und den beiden konkav-konvexen Klappflügeln ist nur für dünne, gewölbte Linsen Platz. Diese sind dann locker fixiert. Für unseren Anwendungsfall heißt es: Platz schaffen (s.Abb.)! Die Wölbungen des Mittelsteges werden hierbei durch Wegschneiden (Cuttermesser) oder Abfeilen/Abfräsen komplett entfernt. Beachten Sie aber den Verschluss-Mechanismus. Etwaige Nasen oder Nuten, in denen der Korbdeckel beim Verschließen im Mittelsteg einrastet, müssen dabei erhalten bleiben. Anschließendes Entgraten oder Versäubern der Fläche ist vorteilhaft.
Es entstehen zwei von einander unabhängige Körbe je in Form eines kleinen Kugelabschnittes. Dieser ist nicht groß; die Grundfläche entspricht in etwa der Größe einer 2-Cent-Münze, die Höhe vielleicht max. 5 mm. Damit sind der Einsatzbereich und die max. Größe der zu reinigenden Proben festgelegt. 


Eine Probe mit Pseudomorphosen von Cuprit nach ged. Kupfer
mit Malachitüberzug wartet auf ihr Bad in verdünnter Essigsäure.

Wir legen vorsichtig max. je eine Gesteinsproben in jeden Korb, verschließen die Klappdeckel, tauchen das ganze Gebilde in die Reinigungsflüssigkeit und drehen die Kappe leicht zu. Trotz eingebauter Überdrucksicherung empfehle ich, den Deckel nicht fest zu schließen; wir wollen den Behälter ja nicht transportieren. Unterschätzen Sie die enorme CO2-Entwicklung beim Absäuern von Karbonaten nicht. Hier ist es ratsam, die Kappe – wenn überhaupt - nur ganz sachte zuzudrehen – die Druckfestigkeit des Behälters ist begrenzt. Wir möchten ja nicht, dass uns ein gerissener Behälter um die Ohren fliegt und das Reinigungsmittel umherspritzt.
Nach Abschluss der Reinigung drehen wir vorsichtig die Kappe ab. Sofern sich anschließend eine Wässerung anschließt, so sollten die Proben in den Körbchen bleiben und darin gewässert werden. Hinterher öffnen wir die Klappdeckel und entnehmen vorsichtig unsere gereinigten Proben. Sofern möglich, legt man sie auf saugfähiges Küchenkrepp ab. Filigrane Gebilde entnimmt man durch geeignete Werkzeuge. Vorteil: Wir sehen jetzt die Probe genau vor uns und können geeignet agieren.
Fischen Sie eine zerbrechliche Stufe hingegen aus der trüben Brühe – die sich z.B. nach dem Absäuern einstellt – ist die Gefahr der Beschädigung entschieden größer. Aufgrund der Kleinheit der Probe können Sie Ihr Reinigungsbad auch nicht einfach abgießen, ohne zu riskieren, dass Ihr Stüfchen durch die entstehende Strömung an den Gefäßrand oder an benachbarte Proben geschwemmt wird und dabei zu Bruch geht.


Hinweis:
Ich setze voraus, dass der Anwender beim Hantieren mit Chemikalien
die üblichen Sicherheitsregeln und Vorsichtsmaßnahmen kennt und einhält,
und verweise auf die entsprechende Literatur und Sicherheitsdatenblätter.



Auch wenn Sie den Einsatz dieser Behälter für unzweckmäßig, übertrieben oder komplett blöd finden sollten, so möchte er wenigstens als Beispiel dienen, mit offenen Augen durch den Haushalt(smüll) zu gehen, um manche Sachen auf eine möglichen Verwendung beim Mikromineralsammeln und/oder Micromounten zu prüfen. Demnächst lesen Sie, wie Sie von triefenden Nasen profitieren können!


wird fortgesetzt