Dienstag, 21. Juni 2011

Jugendsünden


Nichts hält ewig. Bei etlichen meiner über 30 Jahre alten "Micromounts", die seit Ewigkeiten unbeachtet im Schuppen schmorten und in Vergessenheit gerieten, lösen sich die Etiketten ab.
Ich versuche zu retten, was zu retten ist -  Nein, besser: ich versuche zu retten, was es auch wert ist, gerettet zu werden. Gelegenheit, auch meine ersten Versuche in Sachen "Micromounting" generell auf den Prüfstand zu stellen und kritisch zu hinterfragen.
Im Laufe der Sammler-Zeit haben sich die Ansprüche an die Qualität der Mineralproben stark erhöht. Das sollte normal sein und zu einem Reifeprozess dazugehören. Man erschrickt heute förmlich vor dem, was man vor Jahrzehnten als "sammelwürdig" eingestuft hatte. Viele Stufen werden jetzt als "Wegwerfite" eingestuft, einige Stufen überleben und kommen in den Pool mit dem Tauschmaterial (auch wenn es manchmal schmerzt, sind es doch die Anfänge einer Leidenschaft). Dieser Auswahlprozess sollte eigentlich in kurzen, festen Zeitabständen erfolgen.

Genauso erschrecke ich heute beim Anblick einiger meiner "Konstruktionen" in Nachahmung bzw. Anlehnung an das damalige Werk "Ein neues Hobby: Kleinmineralien" von A. Kipfer (siehe auch hier). Der Mangel an Geld und heutzutage selbstverständlichen Materialien (z.B. Schnellkleber) ließen merkwürdigste Stilblüten entstehen. Einige Beispiele möchte ich hier zur allgemeinen Belustigung zeigen:

Hohe Kunst der Montage: 6 Quarz-Kristalle (z.T. Schwimmer) mit eher seltenen Flächen-Kombinationen auf am heimischen Gasherd zu dünnen Kapillaren gezogenen Glasröhrchen montiert, mangels Klebetechnik in Mikromount-Kitt gesteckt. Die Grundidee – Montage auf Glaskapillaren – finde ich heute noch reizvoll, die damalige Umsetzung allerdings nicht. Detail 
Quarz-Spitze mit Flüssigkeits-und Erzinklusen auf halbierten Zigarettenfilter für Selbststopfer. Die Verbindung wurde mit Kitt hergestellt. Der Kitt wurde aufgeklebt. Fragen Sie bitte nicht, warum.
Wo einer reinpasst, schaffen es auch zwei: Zigarettenfilter als Sockel. Diesmal musste das gute alte Pattex® herhalten. Ein Tiefpunkt ästhetischer Darstellung und Montagetechnik.
Hier erkennt man den (ehemaligen) studentischen Raucher. Kreativ und billig. Kein Wunder, das mancher "Kopf rot anschwillt", wenn man ihm eine unpassende "Krone" aufzwängt …
Warum habe ich damals keine Sockel verwendet? Die Betrachtung ist sehr eingeschränkt.
Kombination: Streichholz mit Kitt am Boden befestigt, Quarz am Holz mit Pattex®. Daneben versinkt eine kleine Quarzspitze im (heute brettharten) Kitt. Erste Anzeichen von Faulheit sind lose "hereingelegte" Kristalle.
Au weia! Anscheinend hatte ich an diesem Tag keine Lust, unzählige Kristalle (die sich durchaus auch heute noch lohnen, gesammelt zu werden!) zu montieren. Der Gipfel der Faulheit - jedoch sind die Kristalle heute ohne Weiteres "weiterverarbeitbar".

Viele Stufen werde ich nun neu montieren und natürlich etikettieren. Einige sind mit braunem Pattex® geklebt worden und wahrscheinlich kaum noch zu retten. Bei manchen macht mir das nichts aus, weil sie jetzt ohnehin als "Wegwerfite" eingestuft werden. Aber es sind auch etliche Micromounts dabei, die - obwohl lohnenswert -  nicht mehr zu retten sind. Ärgerlich.
Trotzdem: Ich wundere mich über meine damalige Phantasie bei der Montage der kleinen Schätze – und muss lachen. Für einen Platz in der "Micromounters Hall of Fame"  reichte es nicht -  eher für die "Micromounters Hall of Shame". Schreck laß nach ....

Seien Sie als Mikromineralsammler bzw. Micromounter jederzeit – also auch von Anfang an - anspruchsvoll an Ihre Sammlungsstücke und besonders deren Präsentation (hier: Montage in der Plastikdose). Sie ersparen sich in etlichen Jahrzehnten viel Arbeit und den Anblick milde lächelnder Zeitgenossen. Allerdings: Es entgeht Ihnen (und anderen) so eine Menge Spaß beim Betrachten IHRER Jugendsünden.
Haben Sie welche in Ihrer Sammlung? Schicken Sie mir Ihre Fotos, die ich gerne auch anonym hier veröffentliche: micromounter@public-files.de.

Happy Micromounting!


Alle Funde erfolgten 1980 auf der Halde der Grube Johannes der Täufer bei Köstenschmölz im oberfänkischen Frankenwald (Bayern).




Montag, 13. Juni 2011

Aufkleber-Entfernung von Micromount-Dosen


Nach etlichen Outdoor-Themen zum nordwestlichen Oberharz möchte ich heute wieder an den Schreibtisch bzw. den Platz, wo unser Binokular steht, zurückkehren.

Beim Beschriften der kleinen Kunststoffdosen mit den montierten Mikromineralen hat jeder Sammler sein eigenes System. Am häufigsten werden selbstklebende Etiketten aus dem Büro- und Schreibmittelbedarf eingesetzt und diese dann meist auf der Dosenunterseite befestigt. Viele Sammler gehen dazu über, die Angaben zur Stufe auf der Oberseite festzuhalten, weil das wiederholte Herausnehmen und Umdrehen der Dose bei der Suche nach einem bestimmten Sammlungsbestand auf Dauer hinderlich ist. Viele beschriften beide Seiten gleichzeitig, wobei sich auf der Oberseite dann nur wesentliche Sortierungsmerkmale, wie Nummer, Mineralname u.a. befinden. Spezialaufkleber zu besonderen Kriterien (UV, Radioaktivität, Fundort usw.)  oder Farbpunkte ergänzen die Beschriftung, um möglichst schnell die gesuchte Stufe aus einer großen Anzahl heraus"fischen" zu können.
Jedes System ist individuell und hat seine eigene Berechtigung, auch wenn manche Sammler das anders sehen mögen. Also, machen Sie es so, wie Sie es für richtig halten!

Drei Beispiele zur Beschriftung von Micromountdosen-Böden

Diese "Freiheit zur äußeren Dosengestaltung" zeigt sich ganz besonders, wenn Mikromineralien getauscht, geschenkt oder vielleicht sogar gekauft und nun in die eigene Sammlung integriert werden sollen.
Möchte man den originären Zustand - aus welchen Gründen auch immer - nicht erhalten, dann bestünden zwei Möglichkeiten:
  1. Originaldose weiterverwenden und eigene (neue) Beschriftung anbringen 
  2. "Komplettumzug" in eine frische, eigensystemkonforme Dose und entsprechende Neubeschriftung
Betrachten wir zunächst die letztgenannte (triviale) Variante:
Möglichkeit "2" bietet sich immer an, wenn die Originaldose ohnehin ausgetauscht werden muss, sei es, weil die Dose beschädigt und unansehnlich ist, oder weil sich etliche Lagen nicht vollständig entfernter Altaufkleber darauf befinden (Dosenrecycling wie bei Mehrweg-Getränkeflaschen ….)
Sollten Sie "echte, definitionsgemäße" Micromounts bekommen, dann sollten sie sich die Möglichkeit "2" zweimal überlegen. Mit einem eigenen Neuaufbau zerstören Sie gleichzeitig das aufwendige Werk eines anderen Sammlers. Besonders nordamerikanische Micromounter dürften "mehr als verschnupft" reagieren, wenn sie ihre kleinen Kunstwerke, die sie in mühevoller Arbeit erstellt haben, zerlegt wissen.

Ist die Originaldose allerdings noch augenscheinlich verwendbar, dann könnte es heißen, die Altaufkleber zu entfernen und die eigenen anzubringen. Manchmal gestaltete sich dieses allerdings als kompliziertes Unterfangen. Die Aufkleber mancher Hersteller erweisen sich als absolut widerspenstig. Theoretisch gibt es nun folgende Möglichkeiten:

Mechanische Entfernung (Abschaben, Kratzen, Abpolken …)

Nicht jeder verhunzt seine Fingernägel: Schaber für CERAN-Kochfelder oder kleine Mikrostichel sind bevorzugte Wahl.

Chemisch-physikalische Entfernung
    Die Tipps sind vielgestaltig, nicht jedes Mittel hilft. Manchmal bringt erst die widerholte Anwendung oder die Kombination unterschiedlicher Methoden den erhofften Erfolgt. Hier einige Beispiele:
    • Dampfreiniger, Haarföhn
    • Butter, Fett, Speiseöl : manchmal hilft es. Die anschließende Reinigung ist auch nicht "ohne";
    • Fertigprodukte (Baumarkt, Electronic-Shops): "Mellerud Aufkleber Entferner", "Kleber Reste-Ex" (ggf. mit Spülmittel verdünnt), "Faust Kleber-Entferner", "fix-o-moll Kleber-Ex", "SOLVENT 50" (CRC), "Pausklar" u.v.a.m.; Auch Bremsenreiniger sollen funktionieren.
    • Grundchemikalien:
    1
    Aceton, Nagellackentferner
    2
    Iso-Propanol (auch in Desinfektionsmitteln), "Kontakt-Spray"
    3
    Ethanol (Korn, Vodka, Billig-Whiskey), Spiritus
    4
    Reinigungsbenzin
    5
    Wasser
    6
    Spülmittel (mit Wasser verdünnt)
    7
    Essigessenz

    Viele dieser "Mittel" sind bzw. enthalten starke Lösungsmittel, die Kunststoffoberflächen anlösen oder die Klebeschicht des alten Aufklebers in eine eklige schmierige Masse verwandeln. Besonders von der Verwendung von Aceton wird abgeraten.

    Links: Die Wirkung lösemittelhaltiger Kleber-Entfernungsmittel

    Bei allen Methoden gilt:
    1. Vor der eigentlichen Anwendung ist die Methode an einem Muster oder an unauffälliger Stelle zu prüfen.
    2. Sorgen Sie für eine ausreichende Raumlüftung.
    3. Verzichten Sie auf offene Flammen und glühende Flächen beim Einsatz lösemittelhaltiger Stoffe. Nicht rauchen.
    4. Denken Sie an ihre Arbeitsfläche. Empfindliche Holzmöbel oder Küchenarbeitsplatten können leiden.

    Micromounters Empfehlungen:

    Versuchen Sie zunächst, die Aufkleber schonend mechanisch oder mit dem Föhn zu entfernen. Beachten Sie hierbei, dass die freigekratzten Stellen hinterher vollständig abgedeckt bzw. überklebt werden, sonst sieht es auch nicht besser aus.
    Klappt das nicht zur völligen Zufriedenheit, dann steigen Sie auf die zweite Möglichkeit um, sofern die Stufe dieses zulässt und die Bruchgefahr gering ist: Schonender Neuaufbau der Dose. Ja, Sie lesen richtig: Vergessen Sie die chemischen Methoden! Sie lohnen den ganzen Aufwand nur ganz selten oder wenn ein Neuaufbau nicht möglich ist.
    Berücksichtigen Sie den Zeitaufwand. Wirksamkeit und Materialschonung gehen meist konträr. Berücksichtigen Sie den Kaufpreis der "Mittelchen". Welche Mengen benötigen Sie für unseren Zweck? Eine neue "klassische" MM-Dose kostet nur wenige Cent, für den Preis eines Fertigmittel-Fläschchens erhalten Sie unter Umständen 100 oder mehr neue Dosen …

    Sonntag, 12. Juni 2011

    UV-Marker


    Man kann es eigentlich nie oft genug wiederholen:

    Markiere und katalogisiere Deine Sammlung!

    Die Sammlerschaft wird stetig älter, Jüngere interessieren sich kaum noch für unsere Leidenschaft. Die Anzahl der vererbten oder hinterlassenen "Sammlungen" steigt kontinuierlich an. Ganze Mineralsammlungen wandern auf die Bauschutthalde, da die Nachkommen mit dem "chaotischen Steinhaufen" nichts anzufangen wissen;  zum Erhalt bzw. zur Fortführung der Sammlung besteht kein Interesse oder es fehlt an einer akkuraten Dokumentation der Sammlungsstücke. Ist letzteres der Fall, gestaltet sich selbst der Verkauf der Sammlung oder Teile davon schwierig bis unmöglich.
    Der ernsthafte Sammler, der seine zusammengetragenen Stufen nicht als klassiertes Material für den Straßenunterbau enden sehen möchte,  tut gut daran, seine Sammlung geordnet und wohl dokumentiert zu hinterlassen bzw. noch zu Lebzeiten zu übergeben.

    Auch wenn SIE wissen, wo das Mineral gesammelt wurde, wie können andere annehmen, was es ist wo woher es stammt? Die wichtigste Anforderung, die man an eine gute Sammlung - sei es öffentlich, wissenschaftlich, privat oder aus Spaß – stellen muss, ist, dass jedes Stück gekennzeichnet ist.

    Mancher meint, die eigene Sammlung sei bereits dann ausreichend beschriftet und katalogisiert, wenn zu jeder Stufe ein Fundzettel mit Angabe des Minerals und des genauen Fundortes existiert und dieser in unmittelbarer Nähe der Stufe liegt. Leider kann diese Annahme fatal sein. Werden gleichzeitig viele Stufen von ihren zugehörigen Fundortzetteln getrennt  (z.B. beim Verpacken), dann kann sich die spätere Zuordnung als extrem schwierig, manchmal fast unmöglich erweisen. Viele kapitulieren hier, interessierte Aufkäufer lehnen ob der späteren Widrigkeiten dankend ab. Der Wert der Sammlung sinkt.

    Galenit. Neudorf, Sachsen-Anhalt, Harz. Bildbreite 6 mm
     
    Bekannte von mir, die diese Gefahr erkannt haben, stehen genau vor diesem Problem: In den Glasvitrinen verstauben die (öfters) hochwertigen Mineralstufen, die man in Jahrzehnten zusammengetragen hat. Die kleinen Fundortzettel, die früher immerhin unter der Stufe lagen und so die direkte Zugehörigkeit "garantierten", fanden sich immer häufiger gesammelt in einer kleinen Pappschachtel wieder. Die Zuordnung wurde kontinuierlich aufgelöst.
    Jetzt macht man sich – immerhin zu Lebzeiten – daran, die Stufen zu reinigen und die Zettel zuzuordnen. Ein immenser Job! Sind die Stufen vornehmlich gekauft oder sogar Geschenke Dritter, dann kann es heikel werden. Bei selbstgesammelten Mineralproben ist die Zuordnung vielleicht einfacher – wenn die Erinnerung nicht versagt.

    Die Grundforderung heißt hier: Fundortzettel und Stufe müssen zwingend identisch gekennzeichnet sein; eine Ziffer oder Buchstabenkombination bietet sich an. Kleine Aufkleber an den Stufen allein sind nicht zu empfehlen, denn sie altern und können sich im Laufe der Jahre ablösen. Eine dünne Lackschicht über dem Aufkleber – selbstverständlich an einer unauffälligen Stelle angebracht – kann hier schon Abhilfe schaffen. Auch das Aufbringen eines kleinen Farblackpunktes mit Nummer reicht schon aus. Es gibt einige Möglichkeiten, auf den Stufen eine geeignete Kennzeichnung anzubringen. Viele sind aber recht zeitintensiv.

    Eine besonders elegante – weil zunächst nicht sichtbare und ästhetische Methode möchte ich heute kurz vorstellen:
    Markieren Sie Ihre Stufen beizeiten mit einem UV-Marker! Diese gibt es im Schreibwarenhandel und im Künstlerbedarf für wenige Euro. Die Tinte ist meist auf Wasserbasis und bei Tageslicht unsichtbar. Erst unter langwelliger UV-Strahlung ist die Schrift erkennbar. Es gibt diesen Marker-Stift in Stiftbreiten von 0.5 und 2.0 mm. Manche Hersteller liefern auch die Tinte für nachfüllbare Stifte. Schreiben Sie direkt auf das Gestein, wenn nötig muss die Stelle vorher ein wenig eingeebnet werden.

    Werk von Jean du Ries (folio f.102), in: "Des Proprietez des Choses", 
    Band II, von Bartholomaeus Anglicus; 1482, Brügge.

     
    Sie können getrost vor allem die in Vitrinen unästhetischen Zettel an anderer Stelle sammeln. Eine spätere Zuordnung ist trotzdem stets gegeben. Sie sollten diese Markierungsfrom aber Dritten bekannt machen.

    Die Markierung mit UV-"Tinte" kann sich auch für Mineralien-Händler auf Börsen als hilfreich beim (versuchten) Diebstahl erweisen.

    Die Katalogisierung, also die Zusammenfassung der Fundstellenzettel, ist der nächste Schritt, um seine Sammlung geordnet und verwertbar zu übergeben. Die unzweifelhafte Markierung ist wichtiger.