Samstag, 16. November 2013

MM-Präparation 7: Formatierung (3)



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.

(Fortsetzung)


Mit einer Knacke, Steinquetsche, Trimmer, Steinpresse - wie sie auch heißen mögen - können Sie recht mühelos und schonend überschüssiges Muttergestein von einer Stufe wegbrechen; sie sind nur für diesen einen Zweck konzipiert und optimiert. Die feinen aber harten Spitzen bzw. Meisel ermöglichen ein nahezu exaktes Spalten der Steine – und dieses annähernd ohne Gefahr einer Zerstörung der Stufe. Ein großer Wermutstropfen bleibt: Der relativ hohe Preis für das doch recht simple Werkzeug. Hammer und Meißel mögen unschlagbar preisgünstig sein. Deren Einsatz birgt aber das sehr hohe Risiko, das Material komplett zu ruinieren.


Grob zerkleinert

                Der Mikromineralsammler oder Micromounter wird auf handelsübliche Geräte zurückgreifen, die eher in der Mitte und am unteren Ende der Leistungsfähigkeit anzusiedeln sind. Uns genügt für’s Grobe ein Gerät mit einer Durchlassöffnung von max. 100 mm und einer Druckkraft von etwa 5 Tonnen. Alles andere ist für unsere Zwecke schlichtweg überdimensioniert! Angebote für den Baubereich sind eher für Normal- und Großstufensammler interessant- oder für Angeber.
Die Steinpresse „MP5“ der Fa. Zuber    ist z.B. seit vielen Jahren ein bewährtes, annähernd wartungsfreies, universell einsetzbares Gerät zum mühelosen Spalten und Formatieren sämtlicher Gesteinsarten. Selbst empfindliche und kleinste Stücke brechen ruckfrei. Hersteller in Österreich und der Schweiz vertreiben ähnliche, nicht minderschlechtere Geräte. Bei Investitionssummen von 500,-- Euro sollte man sich auf dem internationalen Markt umsehen. Viele Mineraliensammler-Vereine stellen ihren Mitgliedern Knacken kostenfrei oder gegen eine geringe Nutzungsgebühr zur Verfügung - ein weiterer Grund, einem aktiven Verein beizutreten.


DIY – Nur für Fachkundige!

Knacke Marke „Eigenbau“ mit hydraulischer Krafterzeugung
Mancher überlegt bei den hohen Kaufpreisen den Eigenbau. Schenkt man manchen Aussagen im Internet Glauben, so wird von einem Bau einer hydraulischen Knacke am Ende abgeraten, da zum einen eine, für die meisten nicht erreichbare hohe Fertigungspräzision erreicht werden muss (Stichwort: exakte axiale Ausrichtung der Meißelschneiden), zum anderen die leicht und günstig zu beziehenden handelsüblichen Hydraulikzylinder zur Kraftaufbringung für diese Zwecke ungeeignet sind (ungünstiger Kolbenhub je Bedienungszyklus). Bauanleitungen und Fotos fertiger Eigenbaukonstruktionen findet man häufig im WWW. Wer geschickt ist, den Aufwand nicht scheut und auf besondere Features „seiner“ Knacke großen Wert legt, sollte auch den Eigenbau in Betracht ziehen. Grundkenntnisse in der Materialkunde, Mechanik und Konstruktionslehre sollten allerdings vorhanden, Festigkeitsberechnungen kein Fremdwort sein. Das Geheimnis einer guten Knacke liegt auch in der passenden Auswahl der  Werkstoffe; das simple 1:1-Kopieren des Trimmer-Designs kann bei Verwendung eines  nicht näher spezifizierten "Feld-,Wald- und Wiesenstahles" voll in's Auge gehen - im warsten Sinne des Wortes.
Auch wenn das Design einer Steinknacke simpel anmutet und der Zusammenbau für geschickte Schlosserhände keine anspruchsvolle Übung darstellt, sollte nicht vergessen werden, dass das Versagen eines Bauteils, ein kleiner Schweißnahtfehler, ein zu gering dimensioniertes Profil in einer Katastrophe enden kann. Aber nicht nur das Werkzeug kann versagen, auch von abgetrennten Gesteinsstücken, die – einer Explosion gleich - mit hoher kinetischer Energie unkontrolliert durch die Gegend schießen, geht eine hohe potientielle Gefahr aus. Abhilfe schafft hier nur eine stabile Einhausung der hydraulischen Knacke.

Nach meiner Erfahrung sind die „MP5“ oder andere Knacken in dieser Größenordnung für Kleinstufensammler ausgezeichnete Hilfsmittel. Wir Mikromineralsammler können damit Gesteinsproben schonend auf eine Größe einer Walnuss formatieren, damit sie in die kleinste JOUSI-Box (ca. 41x 35 mm) passt. Das ist ja schon mal ein erster Schritt. Manchmal reicht er schon aus. Für die üblichen MM-Boxen (siehe hier) sind diese Knacken allerdings auch schon wieder zu groß und aufgrund der Meißelgrößen ungenau. Poröses und weiches Material, z.B. Vulkanauswürflinge aus der Eifel oder Serpentinit, wird eher zerquetscht als sauber gebrochen.


Und für’s Feine?

Glücklicherweise hält der Markt auch hier Speziallösungen bereit, die man als „Präzisions-Gesteinstrimmer“ bezeichnen kann. Mit Durchlassöffnungen bis ca. 5 cm und sorgen sie für den letzten Schliff und die endgültige Probengröße. Als Mikromineralsammler und/oder Micromounter müssen Sie nicht unbedingt eine hydraulische Knacke besitzen - zur Not geht es auch mit Hammer und Meißel. An einem Trimmer kommen Sie früher oder später nicht vorbei.

Präzisionstrimmer der Fa. Absolute Clarity

Der legendäre Klassiker zum präzisen Trimmen der Stufen kommt – wen wundert’s – aus  den U.S.A. und ist als YOST-Trimmer bekannt geworden. Entwickelt und gebaut wurde er von Bill Yost, einem bekannten Micromounter aus Philadelphia. Er zeichnet sich durch eine kleine Rahmenkonstruktion mit nur geringer Öffnungsweite zwischen den beiden Meißelschneiden aus. Die Kraft wird durch das Drehen einer mittig postierten Schraubenspindel erzeugt.
             Die Arbeitsweise des Werkzeugs kann man hier in einem kleinen Video erkennen (Spielzeit von 04:05 bis 04:35 Min.). Als ich den Trimmer und die Leichtigkeit, mit der die Gesteinsprobe außerordentlich schonend formatiert wird, zum ersten Mal gesehen habe, war ich absolut begeistert. So ein Teil musste unbedingt her! Bislang hatte ich nur Hammer, Meißel und eine Rabitzzange im Einsatz – und entsprechend eine recht hohe Menge ruiniertes Material.

Screenshot  aus o.g. Video

Restbestände von (britischen) Nachbauten des seit über 50 Jahren bewährten Yost-Trimmers wurden bis vor Kurzem bei den Händlern Mikon und TheNetMine vertrieben, sind aber leider nicht mehr im Lieferprogramm. Meine Suche führte mich schließlich zur Fa. Absolute Clarity  aus den U.S.A., die auf ihrer Homepage u.a. einen Präzisionstrimmer, der dem YOST-Original optisch sehr nahe kommt, recht kostengünstig zum Kauf anbieten. Er ist der gleiche, wie in dem Youtube-Video. Her damit!


Schreck lass‘ nach - Kauf im Ausland

(M)Ein Kauf scheiterte bislang an recht komplizierten und gebührenträchtigen Zahlungsmöglichkeiten mit Partnern außerhalb der EU, bis ich durch Zufall die Bezahlung per Namensscheck-Zusendung entdeckt habe. Als Kunde der Postbank wählte ich eine Auslandsüberweisung per Girokonto, bei dem ein Scheck in voller Höhe (Vereinbarung „OUR“) von einer Partnerbank im Empfängerland an den Lieferanten auf dem Postweg geschickt wird. Die Postbank rechnet zum aktuellen Wechselkurs um nimmt für alle Leistungen pauschal 4,-- Euro, egal wie hoch der Scheckbetrag ist. Weitere Spesen – auch im Empfängerland - fallen nicht an. Ich finde, eine äußerst günstige Gebühr im Vergleich zu manchen Abzockern unter den Banken und Sparkassen. Ein gewisses Verlustrisiko (Scheckdiebstahl auf dem Postweg) ist allerdings gegeben.
Der Kauf in den U.S.A. erwies sich im Nachhinein als angenehm und völlig problemlos. 6 Wochen später war das Teil (und ein Satz mitbestellter Ersatzmeißel) bei mir. Da der Euro vor einiger Zeit gegenüber dem Dollar noch recht stark war, bezahlte ich für Trimmer, Ersatzmeißel, Porto und Scheckgebühren umgerechnet 95,- Euro. Der aktuelle Preis liegt bei 85,-- US-$ (zzgl. Versand von 15,- US-$ / Preis gilt auch nach Europa). Und weil es so schön war, bliebt mir sogar der Gang zum Zoll erspart … kann ja mal vorkommen (*grins*).

Ein wirklich feines Teil. Saubere, exakte Verarbeitung. Edel Hammerschlag-pulverbeschichtet. Bei meinem ersten Probestück (fiese Grauwacke mit Dolomit-Kristallen) trennten die extrem scharfen und widerstandsfähigen Meißelschneiden mit einem trockenen, leisem „Plopp“ mühelos an der gewünschten Linie. Saubere Schnitte ohne viele Splitter und Brösel. Seit einiger Zeit ist der Präzisionstrimmer bei mir im härtesten  Einsatz und zeigt bislang keine Verschleißerscheinungen. Nachträglich betrachtet hätte ich mir die Meißel (die man nach etlichen Arbeitstzyklen mit den Madenschrauben wieder festziehen muss) als Ersatz sparen können. Für zwei Sätze Ersatzmeißel bekommen Sie einen kompletten Trimmer.
Meine absolute Kaufempfehlung!


Weitere Lösungen

Der Markt hält weitere Spezialtrimmer für Mikromineralsammler und Micromounter bereit, wenn man ein Eigenbau scheut. Dieser gestaltet sich entschieden in diesem Bereich einfacher und anspruchsloser als bei den Kollegen mit Wagenheber. Ein Abschluss „Dipl.-Ing.“ ist bei den kleinen Geräten nicht erforderlich ;-)

Hier mal einige Beispiele von Trimmern:

Präzisionstrimmer im Eigenbau (Quelle: Internet)

Links: „Exzentertrimmer“
Rechts: C-förmiger Trimmer; wird in modifzierter Form als “Wydar-
Trimmer” angeboten. Die offene und zu weiche Rahmenkonstruk-
tion hat sich als unzureichend erwiesen, da sich beim Pressen
die beiden Backen seitlich entgegengesetzt wegdrücken und die
Gesteinsprobe regelrecht heraushebeln - Schrott Made in China.
Abb. aus Q. Wight: The complete Book of Micromounting, 1993

Für Spezialfälle: Stahlrohr. Der Meißel in der Spindel ist
nicht frei drehbar gelagert sondern verstiftet, so dass
oben nur Spitzmeißel in Frage kommen. Die Folge ist
ein „interessantes Bruchbild“.
Abb. aus Q. Wight: The complete Book of Micromounting,
1993 Tucson.

Billiglösungen, wie zwischen die Backen eines Schraubstocks montierte Meißelköpfe oder Dreikantklingen, die mit eingespanntem Gesteinskörper zueinander gefahren werden, sollten nicht vergessen und ggf. ausprobiert werden (vgl. hierzu u.a. einen Artikel in „Der Aufschluss“, Heft Juli-August 1976).
             Die früher als „Kleinmineralienspalter“ verkauften Kniehebelpressen habe ich nicht mehr im Handel entdeckt. Vielleicht kennen Sie noch Bezugsquellen, bitte nennen Sie mir diese.


Wissenswertes am Rande

  • Es hat sich als Vorteilhaft erwiesen, diese Trimmer auf einer stabilen Unterlage zu fixieren.
  • Trimmer mit horizontal angeordnetem Meißelpaar haben den Vorteil, dass es sich einfacher gestaltet, die Gesteinsprobe noch präziser zwischen die Schneiden zu bekommen und den Trimmvorgang durchzuführen. Bei vertikalen Bauarten haben Sie stets eine Hand um den Stein herum, um das Stück gegen ein seitliches Wegdrücken zu „sichern“ und dass sich nach dem Trimmen keine Bruchstücke „auf-und-davon-machen“ Alternativ hierzu kann man den Trimmer in eine hohe Auffangwanne stellen. Diese empfiehlt sich im Übrigen immer, auch um den Arbeitsplatz außerhalb des Arbeitsbereiches des Trimmers von Gesteinssplitter möglichst sauber zu halten. Die Auffangwanne ist zu leeren, wenn Sie Material von einer anderen Fundstelle bearbeiten, um Vermischungen zu verhindern. Fällt Ihre Superstufe beim Trimmen in ein gemischtes Haufwerk mit Gesteinsplittern von unterschiedlichen Fundorten, werden Sie es schwer haben, sie wieder genau zuordnen (und manchmal auch wiederzufinden); eine zwischenzeitliche Leerung der Wanne ist hilfreich und erleichtert das Auffinden aller Bruchstücke aus einem Trimmdurchgang. Vielleicht ist im abgetrennten Material noch weiteres sammelnswerte Material enthalten.

Fast 60 kg  Knacken-Abfall suchen eine „geeignete Deponie“
  • Überlasten Sie den Präzisionstrimmer nicht; reizen Sie die max. Öffnung zwischen den Meißeln nicht aus und wenden Sie keine Gewalt bei besonders zähen Gesteinsproben an. Ihr Trimmer dankt mit längerer Haltbarkeit.
  • Der o.g. YOST-Trimmer wurde mit Beginn der 1990'er Jahre auch in einer Aluminiumausführung in unterschiedlichen Baugrößen verkauft; diesesr hat sich nicht bewährt. Wenn Sie es schaffen, noch einen gebrauchten YOST-Trimmer kaufen zu können, achten Sie undebingt darauf, die Stahlausführung zu bekommen.
  • Auch der o.g. hydraulische ZUBER-Trimmer hat seine "Tücken". Es ist sehr gut geeignet zum Formatieren von Gesteinen, bei Mineralstufen ist allerdings höchste Vorsicht geboten, da man aufgrund der beidseitigen transparenten Schutzschilde die Stufe nicht festhalten kann. Nachdem die Matrix geknackt ist, fallen Stufe und Matrixrest holterdiepolter innerhalb der Schutzschilde nach unten. Normalerweise werden empfindliche und exponierte Kristalle beschädigt. "Abhilfe" schafft ein Stofflappen, der vor dem Knacken um die Gesteinsprobe gewickelt wird oder der beherzte Griff der Hand unter das Schutzschild. Das ist nicht ungefährlich! Das Tragen von Handschuhen sollte dabei obligatorisch sein - hilft aber nicht immer. Manche Gesteinssplitter bohren sich wie Butter durch das Handschuhleder (und in die unteren Hautschichten). Aber noch eine andere Gefahr droht: Manche Hydrauliken arbeiten nach, auch nachdem der Stein gebrochen wurde und fahren blitzschnell die beiden Meißelschneiden zueinander. Wenn Sie Pech haben, steckt Ihr Finger bzw. was davon noch übrig geblieben ist, eingeklemmt zwischen den Meißeln.  
  • Oft ist es besser, in kleinen Schritten zu trimmen, als mit einem Versuch die gewünschte Endform der Stufe zu erreichen
  • Bedenken Sie, dass Trimmer Spuren im Form kleiner Druckstellen oder Abplatzungen auf Ihren Stufen hinterlassen. Es ist besser, das die Meißelschneiden von den Seite und nicht auf Ober- und Unterseite der Stufe angreifen, wo sie hinterher störend auffallen.
  • Das Knacken und Trimmen problematischer Matrix sollten Sie an Übungsstücken proben, ehe es an die guten Sammlerstücke herangeht. Hierzu gehört poröses und weiches Material. Ganz üble Matrix ist Serpentinit und der uns allen bekannten bröselige Dolomit aus Lengenbach (Binntal, Schweiz). Hier ist der Einsatz einer Säge oder Schleifmaschine manchmal sinnvoller. Aber auch manche Gesteinsproben mit Kupfer zeigen schnell die Einsatzgrenze eines Trimmers auf

Beim Formatieren gibt es keine festgeschriebenen Regeln. Vieles zeigt sich nur beim Ausprobieren. Bringen Sie viel "Lehrgeld", also Probematerial mit. 

Ein Präzisions-Trimmer - egal in welcher Baugröße - ist ein äußerst nützliches Werkzeug für die meisten Sammler, aber er ist ein absolutes Muss für Mikromineral- und Thumbnail-Sammler, besonders wenn Sie selbst ihre Stücke präparieren und montieren, Micromounts herstellen wollen.


       BEIM FORMATIEREN SCHUTZBRILLE TRAGEN!    


(wird fortgesetzt)







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